"Wir schaffen das" auf dem Arbeitsmarkt: Hohe Motivation, bei der Sprache hapert's noch

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Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel mahnt zu Geduld bei der Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt.

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Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel mahnt zu Geduld bei der Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt. “Viele sind noch in den Integrationskursen oder warten darauf,” sagte sie anlässlich eines Treffens mit 90 Mitgliedern der Wirtschaftsinitiative “Wir zusammen”, darunter Dax-Vorstände und Vertreter kleiner Unternehmen. “Insofern glaube ich, dass wir da einen etwas längeren Atem haben müssen”, sagte Merkel laut Medienberichten (“RBB-Inforadio”).

Die 120 Unternehmen im Netzwerk wollen die Integrationsinitiativen der deutschen Wirtschaft bündeln und vorantreiben.

Bislang hätten rund 3.800 Praktikums- und mehr als 750 Ausbildungsplätze geschaffen werden können, 490 Flüchtlinge hätten Festanstellungen erhalten, so der Initiator des Netzwerks, Ralph Dommermuth. Laut Bundesinnenministerium waren im Jahr 2015 mehr als eine Million Flüchtlinge registriert worden, dieses Jahr wird mit 400.000 gerechnet.

“Wir schaffen das”…Sie hat schon geschafft…#Merkel#Deutschland#Flüchtlinge#Islamhttps://t.co/ftc07M43hQpic.twitter.com/cRWcHNzW7Z

— Erdollum (@erdollum) 26. August 2016

Nur ein Teil der eingereisten Flüchtlinge ist im arbeitsfähigen Alter. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) geht davon aus, dass in diesem Jahr etwa 380.000 Asylbewerber auf den Arbeitsmarkt drängen. Bis 2018 dürfte ihre Zahl dann auf 640.000 steigen.

Laut IAB (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung)-Analysen zur Arbeitsmarkt-Integration von vor 15 Jahren nach Deutschland gekommenen Flüchtlingen fanden im ersten Jahr nach ihrer Ankunft nur 8 Prozent einen Job. Nach fünf Jahren stieg der Anteil auf 50, nach zehn Jahren auf 60 Prozent. Ein gutes Viertel der Flüchtlinge war aber auch nach 15 Jahren ohne Arbeit.

Die Sprache sei das Wichtigste, so viele Firmenvertreter. Es dauere eineinhalb bis zwei Jahre, bis ein Sprachniveau erreicht sei, das einen vollen Einsatz ermögliche.

APPELL AN DIE WIRTSCHAFT

Merkel hatte erst vor wenigen Wochen mehr Engagement der Wirtschaft bei der Eingliederung von Flüchtlingen angemahnt. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte sich gar in einem Brief dazu an die Chefs der Dax-Konzerne gewandt.

Das Unternehmen Thyssen etwa habe 150 zusätzliche Ausbildungsplätze angekündigt, der Autobauer Daimler 50, hieß es aus Teilnehmerkreisen beim Treffen mit Merkel.

Auch die Deutsche Bahn will ihr Qualifizierungsprogramm für Flüchtlinge aufstocken. Ein Bahnsprecher kündigte an, der Staatskonzern werde in den nächsten zwei Jahren 150 zusätzliche Plätze in seinen Qualifizierungsprogrammen für Flüchtlinge schaffen. Dies habe Bahnchef Rüdiger Grube bei dem Treffen zugesagt. Die Bahn hatte Ende 2015 ein Programm für 120 Flüchtlinge aufgelegt.

Laut Post-Chef Frank Appel arbeiten in seinem Unternehmen bereits 102 geflüchtete Menschen, unter anderem aus Ruanda, Eritrea, Togo und Syrien, fest als Zusteller oder in einer Niederlassung. Insgesamt 235 Flüchtlinge hätten ein Praktikum im Dax-Konzern gemacht, 14 konnten sich einen Ausbildungsplatz sichern.

Der Vorstandschef von McDonald`s Deutschland, Holger Beeck, sagte nach Medienberichten (“SWR”), notwendig seien Tempo, Flexibilität und Sicherheit. Es müssten mehr Teilzeit oder verlängerte Kurse angeboten werden. Auch bräuchten Bewerber und Arbeitgeber schneller Sicherheit.

Eines aber bringen Flüchtlinge in hohem Maß mit: Motivation, berichtete Migrationsforscher Herbert Brücker nach einer Befragung von 123 Flüchtlingen aus allen Bildungsschichten unlängst bei einer Tagung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. «Wenn eines bei ihnen dominant war, dann das: Sie wollen alle arbeiten, sie wollen alle schnell arbeiten».

Twitter-Kommentar:

Was bleibt ein Jahr nach Merkels «Wir schaffen das»? eigenmannberlin</a> zieht Bilanz. <a href="https://t.co/LrvbVIn4Cd">https://t.co/LrvbVIn4Cd</a> <a href="https://t.co/RgqnEMQUFe">pic.twitter.com/RgqnEMQUFe</a></p>&mdash; Tages-Anzeiger (tagesanzeiger) 31. August 2016

su mit Reuters, dpa

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