Ukraine: Nicht der Krieg - die Korruption kostet Investoren

Ukraine: Nicht der Krieg - die Korruption kostet Investoren
Von Euronews
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Die Ukraine hofft auf mehr ausländische Investoren, muss dafür aber vor allem ihr Rechtssystem verbessern

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Sind ausländische Firmen bereit, in der Ukraine zu investieren – auch wenn der militärische Konflikt im Osten des Landes weitergeht? Diese Frage stand im Zentrum der Debatte beim Internationalen Wirtschaftsforum in Kiew. Politiker, Wirtschaftswissenschaftler und Geschäftsleute aus über zwanzig Staaten fanden sich dazu ein. Doch wie sich zeigt, ist die Lage in der Ost-Ukraine nicht das größte Hindernis für die Investoren aus dem Ausland.

Der ukrainische Ministerpräsident Wolodymyr Hroisman betonte bei der Eröffnung des Forums, dass sein Land jetzt von Krediten internationaler Organisationen unabhängiger werden wolle und auf Investitionen aus dem Ausland setze. 2,8 Mrd. Dollar Auslandsinvestitionen habe die Ukraine in der ersten Hälfte dieses Jahres erhalten. Das sei doppelt so viel wie 2015. Doch hätte sie auch sehr viel mehr erhalten können.

Die Statistik zeigt: Die heutigen Auslandsinvestitionen reichen nicht. Der ukrainische Business-Ombudsman Algirdas Šemeta beklagt, dass sie pro Kopf gerechnet in seinem Land fünfmal niedriger seien als in Polen und zehnmal niedriger als in Estland.

Korruption und mangelndes Vertrauen ins Rechtssystem bremsen Investitionen

Der Hauptgrund dafür ist nicht nur der Militärkonflikt in der Ost-Ukraine. Korruption und mangelndes Vertrauen in das Rechtssystem der Ukraine sind die größten Hindernisse, so das Ergebnis einer Studie der Dragon Capital Investmentbank und der European Business Association, einer ukrainischen Organisation, die ausländische und inländische Unternehmer zusammenbringt. An der Studie nahmen rund hundert gegenwärtige und potenzielle Investoren teil. Eugene Baranov, Managing Director bei Dragon Capital: “Die drei größten Hindernisse für ausländische Investoren waren offenkundig. Dennoch war die Tatsache, dass Korruption bei weiten vorn liegt, für mich eine schlechte Nachricht. Wir müssen begreifen, dass ein Investor das Risiko höher einschätzt, dass die Korruption dieselbe bleibt, als dass die Lage in der Ost-Ukraine eskaliert.”

Aus Sicht der Unternehmer muss die ukrainische Regierung also vor allem das Justizsystem erfolgreich reformieren. Der Europarat unterstützt sie dabei mit einem auf mehrere Jahre angelegten Projekt, mit Experten, Fortbildung und Konferenzen, Evaluation und Empfehlungen. Tilman Hoppe, Anti-Korruptions-Experte beim Europarat: “Korruption ist für Investoren in allen Ländern, in denen sie sich breit macht, ein Hindernis. Deshalb unterstützt der Europarat viele Länder beim Kampf dagegen. In der Ukraine arbeiten wir mit der nationalen Präventionsbehörde zusammen. Der Europarat macht das seit über zehn Jahren. Deshalb hoffen wir, dass wir in den nächsten Jahren einen Wandel erreichen.”

Ukraine wirbt mit billigen Arbeitskräften

Die European Business Association, die Unternehmervereinigung der Ukraine, versucht, die ausländischen Investoren auch mit dem Argument billiger Arbeitskräfte zu locken. Krzysztof Siedlecki, Präsident der Vereinigung, wirbt: “Die Ukraine ist ein Land in Europa mit einem der größten Potenziale. Sie gehört zur Zeit zu den Ländern mit den billigsten Arbeitskräften der Welt. Die Löhne liegen noch bis zu 50 Prozent unter denen in China.”

Die ukrainische Regierung hat zudem eine Behörde für die Unterstützung ausländischer Direktinvestitionen ins Leben gerufen, die gerade ihre Arbeit aufnimmt. Doch beim Wirtschaftsforum in Kiew waren die Teilnehmer sich einig: Das Land muss mehr tun bei der Gesetzgebung, um den Investoren Vertrauen einzuflößen. Die Empfehlungen werden nun bei den zuständigen Behörden aufgearbeitet…

Unterstützt von Ukrainian Association for Innovation Developpement (UAID) und Ukrainian League of Industrialists and Entrepreneurs (ULIE)

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