Katholiken und Orthodoxe: Was sie eint, was sie unterscheidet

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Geschichte Eines Tages im Sommer des Jahres 1054 betrat Kardinal Humbert, ein Gesandter von Papst Leo IX.

Geschichte

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Eines Tages im Sommer des Jahres 1054 betrat Kardinal Humbert, ein Gesandter von Papst Leo IX., die Hagia Sophia in Konstantinopel, legte etwas auf den Altar und verschwand umgehend wieder. Das Dokument, das er hinterlassen hatte, war die Exkommunikation des Patriarchen von Konstantinopel, Michael I. Als Gegenmaßnahme verbannte der Patriarch den Papst. Das “Große Schisma”, das sich in der gegenseitigen Verbannung ausdrückte, gilt als entscheidendes Ereignis der Aufspaltung in katholische und orthodoxe Kirche.

Doch die Geschichte der Trennung ist noch älter, bereits gegen Ende des ersten Jahrhunderts waren deutlich Brüche innerhalb der Kirche zu erkennen. Unterschiedliche Auslegungen von Glaubensgrundsätzen förderten die Entwicklung von Kirchenzweigen mit regional verschiedenartigen Ausprägungen. Die Spaltung war deshalb nur die Konsequenz einer Tendenz, die sich lange vorher ,manifestiert hatte.

Hierarchie

An der Spitze der katholischen Kirche steht der Papst als Oberhaupt, er ist der Bischof des Bistums Rom. Er ernennt die Kardinäle, die unter anderem beratende Tätigkeiten haben und an zweiter Stelle katholischen Hierarchie rangieren. Die Bischöfe stehen jeweils einem Bistum vor, in ihren Verantwortungsbereich fallen Aspekte der Lehre sowie der Seelsorge. Bischöfe sind zudem für die Priesterweihe zuständig.

Anders als in der katholischen Kirche, an dessen Spitze der Papst steht, gibt es in der orthodoxen Kirche mehrere Patriarchen, die dem Bischofskollegium vorstehen und offiziell “Erste unter Gleichen” (primus inter pares) sind. Nur Männer können das Priesteramt ausüben – dies ist eine Parallele zur katholischen Kirche.

Glaube

Die Glaubenslehre beider Kirchen hat die Bibel, mündliche Überlieferungen sowie Traditionen beziehungsweise Dogmen als Grundlage. Es kommt jeweils das Nicäno-Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis zur Anwendung, in der katholischen Kirche teils auch das apostolische.

Theologisch bestehen kaum Unterschied zwischen den beiden Kirchen: Beide glauben an einen dreifaltigen Gott (Vater, Sohn und Heiliger Geist) sowie die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus. In beiden Kirchen spielt die Gottesmutter Maria eine wichtige Rolle. Die Praxis der Heiligenverehrung in orthodoxer und katholischer Kirche insgesamt weist geringe Unterschiede auf. Der Heiligsprechung in der katholischen Kirche geht ein langer Prozess voraus, eine notwendige Vorstufe ist die Seligsprechung. Am Ende des Verfahrens steht das Wort des Papstes, der die Heilig- und Seligsprechungen durchführt.

In der orthodoxen Kirche sind Ikonen fester Bestandteil des Glaubens, die Gotteshäuser verfügen meist über eine Ikonostase. Damit ist eine Wand gemeint, an der Ikonen angebracht sind und eine Unterteilung zwischen Altarraum und Kirchenschiff herstellt.

Gottesdienst

In der katholischen Kirche wird die Messe jeden Sonntag gefeiert, seit 1969 erfolgt dies in der jeweiligen Landessprache. Die Predigt nimmt in der Messe eine zentrale Bedeutung ein. In der orthodoxen Kirche ist die Bedeutung der Predigt vergleichsweise weniger groß. Neben Text und Sprache ist mit Hilfe von Ikonen auch der visuelle Aspekt wichtiger Bestandteil des orthodoxen Gottesdienstes.

Kalender

In weiten Teilen der orthodoxen Kirche gilt der julianische Kalender, der 47 vor Christus von Julius Cäsar eingeführt wurde, während sich die katholische Kirche nach dem gregorianischen Kalender richtet. Das führt dazu, dass kirchliche Feste an unterschiedlichen Tagen gefeiert werden. Das Weihnachtsfest wird in der orthodoxen Kirche dementsprechend nicht im Dezember, sondern am 6. und 7. Januar gefeiert. Zwischen 1900 und 2099 ist der julianische 13 Tage hinter dem gregorianischen Kalender zurück, ab dem Jahr 2100 werden es 14 Tage sein. Die griechisch-orthodoxe Kirche hat den gregorianischen Kalender übernommen.

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