Aleppo: Rebellen kurz vor Niederlage, diplomatische Bemühungen für Evakuierungen

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Von Euronews
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Die syrische Armee soll über 85 Prozent der Rebellengebiete eingenommen haben. Die Regierung will einen Abzug der Rebellen. Deren Signale sind nicht eindeutig.

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In Aleppo bewegt sich die Situation weiter auf eine Niederlage der Rebellen zu. Die syrische Armee und ihre verbündeten Einheiten wollen inoffiziellen Angaben zufolge inzwischen über 80 Prozent der ehemaligen Rebellengebiete unter ihrer Kontrolle haben. Russische Quellen sprechen von über 90 Prozent. Seitens der Rebellen gab es bislang keine Hinweise auf eine bevorstehende Kapitulation.

Damaskus hatte in dieser Woche erklärt, man werde einer Waffenruhe erst zustimmen, wenn die Rebellen aus Aleppo abziehen. Einige Rebellengruppen forderten ihrerseits, Verletzte und Zivilisten müssten die Gebiete zuerst verlassen können – unter Aufsicht der Vereinten Nationen. Zugleich gibt es Berichte, dass Zivilisten von bestimmten Rebellengruppen an der Flucht gehindert wurden. Rund 100.000 Menschen sollen in den vergangenen Tagen geflohen sein, es werden aber noch immer über 100.000 Zivilisten im schrumpfenden Rebellensektor vermutet.

Die Bemühungen auf diplomatischer Ebene, das Leid der Zivilbevölkerung zu minimieren, werden derweil von der Realität überholt. Russlands Außenminister Sergei Lawrow sagte beim OSZE-Gipfel in Hamburg, eine am Donnerstag ausgerufene Feuerpause sei nur vorübergehend, um Menschen die Flucht zu ermöglichen. Von einem Waffenstillstand sei keine Rede gewesen. Für Absprachen mit den USA gebe es aber Raum, so Lawrow. Für Samstag sind in Genf Gespräche zwischen amerikanische und russische Experten über einen möglichen Abzug von Kämpfern angesetzt.

In Paris werden am Samstag der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier, sein US-Kollegen John Kerry und weitere Mitglieder der sogenannten Syrien-Freundesgruppe zu Beratungen erwartet.

Die UN-Generalversammlung verabschiedete am Freitag mit 122 zu 13 Stimmen eine Resolution, die ein sofortiges Ende der Kämpfe in Syrien, humanitären Zugang zu allen Bevölkerungsteilen und ein Ende aller Belagerungen fordert, darunter auch Aleppo. Resolutionen der UN-Generalversammlung sind nicht bindend. Eingebracht wurde der Text von Kanada.

“Diese Krise ist zum Schandfleck unserer Zeit geworden”, so der kanadische UN-Botschafter Marc-Andre Blanchard. “Aber wir haben es definitiv in der Hand, sie zu stoppen. Dafür müssen wir Menschenleben ernst nehmen. Wir müssen nicht nur Rechte, sondern auch die Menschenwürde respektieren.”

Der syrische UN-Botschafter Baschar Ja’afari entgegnete: “Die kanadische Delegation, die Besorgnis für das Wohlergehen des syrischen Volkes vorgibt, verhängt zusammen mit vielen anderen Parteien unilateral wirtschaftliche Zwangsmaßnahmen, die zuallererst syrische Bürger treffen und die Fähigkeit der syrischen Regierung einschränken, auf die täglichen Bedürfnisse der Bürger zu reagieren.”

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