"Land unter" bei Italiens Banken - EZB signalisiert: Staatshilfe ok

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In der schwelenden Bankenkrise Italiens hält sich der Staat als Retter bereit.

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In der schwelenden Bankenkrise Italiens hält sich der Staat als Retter bereit. Die jüngst ernannte Regierung von Paolo Gentiloni wolle den maroden Instituten des Landes bei Bedarf 15 Milliarden Euro zur Verfügung stellen, hieß es nach Medienberichten (“Reuters”) bei Insidern.

Und die EZB hat offenbar nichts dagegen, dass die Banken mit Steuermitteln gerettet werden – obwohl neue EU-Regeln genau das verbieten.

Dazu Peter Praet Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank:

“Die europäischen Regeln lassen das zu.” Auch Deutschland habe auf dem Höhepunkt der Krise Staatsgeld in die Banken gesteckt; Italien habe das damals nicht getan. “Viel wichtiger als die Frage, woher das Geld kommt, ist aus meiner Sicht, dass im Bankensektor aufgeräumt wird. Es gibt in Italien zu viele Banken und sie sind nicht profitabel genug.”

Anteil der notleidenden Kredite:

Fitch: #ECB's NPL guidance reinforces need for #Italy's banks to act. https://t.co/NtVPMoePDVpic.twitter.com/zhQsLAxZ2D

— Holger Zschaepitz (@Schuldensuehner) 19. September 2016

Besonders die ins Taumeln geratene Monte dei Paschi (MPS, Bilanzsumme 183,4 Milliarden Euro (2014)), aber auch Banca Popolare di Vicenza und Veneto Banca könnten von diesen Mitteln profitieren. Bevor der Staat zur Hilfe eilen muss, will sich MPS in einem letzten Versuch das dringend benötigte Geld selbst besorgen. Die Traditionsbank aus der Toskana will bis Ende des Monats 5 Milliarden Euro per Kapitalerhöhung aufbringen. Der Zeitdruck und das widrige Marktumfeld machen das Gelingen jedoch fraglich.

Seit Jahren schneidet das Institut in europaweiten Stresstests mit am schlechtesten ab. Um die Bank wieder auf die Beine zu bringen, sollen 28 Milliarden Euro an faulen Krediten an den
Rettungsfonds Atlante ausgelagert werden. Die dabei anfallenden
Verluste sollen durch die Erlöse aus der Kapitalerhöhung aufgefangen werden. 65 Prozent der neuen Aktien sollen direkt an Profiinvestoren verkauft werden und der Rest am freien Markt.

DIE EZB KENNT DIE ZAHLEN – SIE IST KONTROLLBEHÖRDE

Die EZB-Bankenaufsicht hatte nach Insider-Informationen Anfang des Monats die Anfrage des Instituts abgelehnt, ihm mehr Zeit zu geben, bei Investoren Geld für eine nötige Kapitalspritze einzusammeln. Monte dei Paschi hatte demnach wegen der Regierungskrise in Italien um eine Fristverlängerung bis zum 20. Januar gebeten. Die Rettung soll bis Jahresende durchgezogen sein.

Unter dem Druck fauler Kredite sondieren die italienischen Regionalinstitute Banca Popolare di Vicenza und Veneto Banca eine Fusion und wollen zugleich Problemdarlehen im Volumen von acht Milliarden Euro losschlagen. Wegen eines Verstoßes gegen Geldwäsche-Gesetze haben die USA die Bank Intesa Sanpaolo zu einer Millionenstrafe verurteilt. Das Institut müsse 225 Millionen Euro zahlen, so die New Yorker Regierungsbehörde DFS.

Italiens Geldinstitute haben laut Reuters faule Kredite in Höhe von 356 Milliarden Euro angehäuft.

Seit dem 4. November 2014 hat die Europäische Zentralbank (EZB) mit Sitz in Frankfurt am Main direkt die Aufsicht über diejenigen Großbanken in den Ländern der Eurozone übernommen, deren Bilanzsumme höher ist als 30 Milliarden Euro oder 20 Prozent der Wirtschaftsleistung eines Landes ausmacht. Die EZB trat damit an die Stelle der bisher zuständigen nationalen Aufsichtsbehörden.

su mit Reuters

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