Rückblick 2016: Schlachtplan gegen Dschihadistenmiliz

Rückblick 2016: Schlachtplan gegen Dschihadistenmiliz
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Von Andrea Büring
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Im Jahr 2016 wurden wichtige militärische Erfolge gegen die IS-Dschihadisten in Syrien und im Irak erzielt.

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Am 17.Oktober beginnt die Großoffensive im Irak, um die IS-Dschihadistenmiliz aus ihrer Hochburg Mossul zu vertreiben. Seit Monaten wurde der Einsatz genauestens vorbreitet. Die Regierungstruppen haben mittlerweile die Vororte erreicht.

Es sind etwa 100.000 Kämpfer: kurdische Peschmerga, die Dachorganisation der schiitischen Milizen (Al-Haschd asch-Schaʿbī), sunnitische Milizen, die irakische Armee und Spezialkräfte. Sie werden die größte Schlacht im Irak seit der US-Invasion von 2003 ausfechten.

Mossul ist strategisch wichtig, weil die Dschihadisten dort 2014 ihr Kalifat ausriefen.

Welche Taktik, um Mossul zurückzuerobern?

Der Schlachtplan der Regierungstruppen sieht vor, die Stadt einzukesseln: im Norden die Peschmerga, im Osten Spezialeinsatzkräfte und im Süden die irakische Armee. Indem die schiitischen Milizen im Westen Stellung beziehen, versperren sie den Dschihadisten den Fluchtweg nach Rakka, zu ihrer Hochburg in Syrien.
Doch durch das Manöver sitzen auch die Einwohner Mossuls fest. Die Regierungstruppen können sich deshalb nur langsam vorwärtsbewegen und müssen auf schwere Artillerie sowie Luftangriffe verzichten, um die Zivilbevölkerung weitgehend zu schützen. So kämpfen sie sich von Haus zu Haus vorwärts, vor allem im Osten der Stadt.

Für die eingekreisten Rebellen beginnt ein erbitterter Kampf: In Mossul sind es mehrere Tausende, die vermehrt Selbstmordattentate verüben, um den Gegner schwer zu treffen. Gegen die Autobomben setzen die Regierungstruppen Bulldozer ein und bilden Barrikaden.

Wie die Einwohner schützen?

Mossul hat fast zwei Millionen Einwohnern. Über die Hälfte von ihnen soll sich noch in der Stadt befinden, Seite an Seite mit den Rebellen. Sie sind aufgerufen zu Hause zu bleiben, während die Armee die Dschihadisten jagt.

Bei Einbruch des Winters fehlt es allem: Treibstoff, Decken, Nahrung. Die Verteilung von Lebensmitteln endet oft im Chaos: Der Stärkere setzt sich durch.

Hussam Abdulhadi aus Mossul sagt,
“Es gibt nicht genügend humanitäre Hilfe für alle. Wären die Menschen nichthungrig, würden sie nicht weggrennen. Die Menschen sind einfach ausgezehrt undmüde.”

Im Einsatz für die Flüchtlinge aus #Mossul. Help verteilt Hygiene-Pakete in #Tikrit für 10.000 Familien. Mehr Infos: https://t.co/pj2qkIqcU9pic.twitter.com/mJkj2d6MpH

— Help (@HELPfromGermany) 12. Dezember 2016

Viele Menschen, die es schaffen aus Mossul zu fliehen, werden in Flüchtlingscamps untergebracht. Einige Kinder bekommen dort Unterricht.

“It's good to be back in a school after so long” Duha, 9, from #Mosul at a UNICEFiraq</a>-supported learning space in a displacement camp <a href="https://t.co/HBAXdXdlhj">pic.twitter.com/HBAXdXdlhj</a></p>&mdash; UNICEF (UNICEF) 4. Dezember 2016

Militärische Erfolge der irakischen Koalition

Vor Mossul gelingt es den Regierungstruppen und ihren Alliierten, der Dschihadistenmiliz auch andere strategisch wichtige Städte zu entreißen. Wie die Ölmetropole Kajjara. Doch bevor sie fliehen, setzen die Dschihadisten noch 18 Ölfelder in Brand. Der dichte, schwarze Rauch hindert die Koalition, aus der Luft anzugreifen.

Im November erobert die irakische Armee Nimrud am Ostufer des Tigris zurück.
Zwei Jahre lang stand die Stadt unter Kontrolle des so genannten Islamischen Staates. 70% der Ruinen der antiken assyrischen Stadt wurden von den Dschihadisten stark beschädigt oder zerstört.

Palmyra, das Schlachtfeld

Auch in Syrien, auf der anderen Seite der Grenze vergehen sich die Dschihadisten an den griechisch-romanischen Ruinen in Palmyra. Doch dann, am 10. Dezember, greift die Dschihadistenmiliz Palmyra überraschend an, es gelingt ihr erneut, sie einzunehmen. Die Soldaten des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad und seines russischen Verbündeten waren an anderen Fronten abgelenkt. Palmyra ist eine Wüstenstadt, umgeben von Bergen. Das macht die Verteidigung äußerst schwierig.

Die IS-Miliz kämpft darüber hinaus an zwei weiteren Fronten: in Mossul im Irak und in Rakka, ihrer syrischen Hochburg. Anfang November hat die arabisch-kurdische Koalition DKS, unterstützt von den USA, eine Offensive begonnen, um auch Rakka zurückzuerobern und den so genannten Islamischen Staat aus seiner selbst ernannten Hauptstadt zu vertreiben.

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