Spieglein, Spieglein an der Wand...

Spieglein, Spieglein an der Wand...
Von Denis Loctier mit Margitta Kirstaedter
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Wie gesund ist der, der in den Spiegel schaut?

Ein intelligenter Spiegel, der einem etwas über den eigenen Gesundheitszustand verrät: Das ist der “Weise Spiegel” (“Wize Mirror”) des europäischen Forschungsprojekts Semeoticons. Er entdeckt Symptome von Herzkreislauf- und Stoffwechselkrankheiten, indem er Gesichtsmerkmale analysiert.

Die Oberfläche des Spiegels ist ein Touchscreen. Dadurch kann der Nutzer mit einem Computersystem interagieren. Dieses ist mit multispektralen Kameras, 3D-Scanner und Atemgasanalysegerät ausgestattet. Die Gesichtserkennung identifiziert automatisch den Nutzer.

A Mirror to stay healthy? Yep! SEMEOTICONS “Wize Mirror”! #mHealth#healthIT#digitalHealth#mSanté#eSantéhttps://t.co/0UaI81Jyyd

— Semeoticons (@Semeoticons) 26. Februar 2016

Forscherin Chiara Zuccalà führt das Gerät vor: “Der ultraviolette Blitz identifiziert Stoffe in meiner Haut, die auf ein Risiko für Diabetes hindeuten. Dann macht der Spiegel zwanzig Sekunden lang Bilder, um die Mikrobewegungen meines Gesichts zu untersuchen, die auf mein Stress-Level hindeuten. Und danach ermöglicht ein weiteres Licht dem System, Hautindikatoren zu untersuchen, die in Zusammenhang mit dem Cholesterinspiegel stehen.”

Am Ende der Messungen trägt das System alle Gesichtsparameter in einen Index zum Wohlbefinden ein, der aufzeigt, welches Risiko für Herz- und Stoffwechselkrankheiten die Probandin oder der Proband hat. Diagnose in gut einer Minute.

Tests mit freiwilligen Probanden und medizinischer Diagnostik helfen den Forschern bei der Feinabstimmung ihrer Algorithmen. Bei klinischen Tests in Frankreich und Italien erzielten sie die gleichen Ergebnisse wie mit konventionellen Diagnose-Methoden. “Die Probanden haben an klinischen Messungen teilgenommen – kalorimetrische Tests, Überprüfung der Körperzusammensetzung, klinische Tests der Herz- und Stoffwechselparameter. Und zeitgleich haben wir Messungen mit dem Spiegel durchgeführt wie die multispektrale bildliche Darstellung des Gesichts, 3D-Rekonstruktion und Emotionsanalyse”, erläutert der wissenschaftliche Koordinator des Projekts, Giuseppe Coppini.

Die Forscher haben drei funktionsfähige Prototypen entwickelt. Doch für den breiten Markt müssen sie eine weniger zerbrechliche und kostengünstigere Variante finden: “Dieser Apparat ist technisch sehr komplex, er enthält viele Kameras – sechs Kameras oben, zwei unten – deshalb ist er teuer”, schränkt Meritxell Gimeno Garcia vom Konsortiumsmitglied DRACO Systems ein. “Wir wollen neue Versionen konzipieren, die zwar weniger Funktionen haben, aber den Nutzern immer noch die relevanten Daten liefern. Sie werden kleiner sein und weniger kosten.”

This mirror detects cardiovascular problems: result of EU research presented in Pisa, watch my #Futuris in February pic.twitter.com/DYG1ybmG4n

— Denis Loctier (@loctier) 21. Januar 2017

Fürs heimische Badezimmer taugt der Weise Spiegel auch noch nicht, da das Licht dort die Werte beeinträchtigen kann. Doch wenn er einmal massentauglich ist, soll er ein nützliches Hilfsmittel zur Früherkennung chronischer Erkrankungen und zur Prävention werden. Denn neben den Informationen über den Gesundheitszustand und mögliche Risikofaktoren für Herz- und Stoffwechselkrankheiten gibt er auch gleich auf die Person zugeschnittene Tipps für eine gesündere Lebensweise – eine andere Ernährung zum Beispiel, mehr Bewegung, weniger Alkohol, usw.

Gut, das weiß man auch so. Doch die individuelle Ansprache des Alter Egos aus dem Spiegelbild soll helfen. Vielleicht nutzt es ja, wenn einem täglich neu der Spiegel vorgehalten wird…

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