"Barbies können auch Fußball!" Mädchenteam siegt in Jungen-Liga

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Von Euronews
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Mädchen in einer reinen Jungen-Fußball-Liga - das fanden viele im spanischen Lleida anfangs verrückt. Die Kickerinnen stehen inzwischen nahezu ungeschlagen an der Tabellenspitze!

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Seine Spielerinnen hätten eine neue Höchstmarke für den Mädchenfußball erzielt, schwärmt Coach Dani Rodrigo, und ahnten vielleicht noch gar nicht, über viele Hürden, Tabus und Vorurteile sie sich damit hinweggesetzt hätten.

Der Spanier hat allen Grund zu schwärmen. Die von ihm trainierte Mädchenmannschaft des katalanischen Vereins AEM Lleida ist Tabellenführer(in) der männlichen Jungend-Liga, Altersklasse 12 bis 14 und steht als Meister(in) fest – und zwar haushoch. Klar ist das bereits vier Spiele vor Saisonende, trotz einer Niederlage kurz vor Weihnachten, ausgerechnet gegen den Tabellenletzten. Das habe die Spielerinnen wieder etwas auf den Boden Tatsachen geholt, um noch mehr Tore zu schießen.

Sein Team tritt in dieser Saison zum dritten Mal in der Jungen-Liga an. Der Grund? Die Kickerinnen waren einfach zu gut für die Mädchen-Liga, brauchten eine neue Herausforderung und wurden bei den Jungs eingeschrieben.

Dabei war das anfangs gar nicht so einfach. “Wir mussten die Eltern davon überzeugen. Viele Leute hielten uns ganz einfach für verrückt. Aber nun ist klar, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben”, erklärt José María Salmerón von der Vereinsleitung.

Die erste Saison war eine Katastrophe, die Mädchen verloren jedes Spiel. In der zweiten landeten sie auf Rang drei und nun, ein Jahr später, kommt die Krönung an der Tabellenspitze.

“Wir erhalten Anrufe aus der ganzen Welt, aus Europa, den USA. Wir wurden sogar zu einem Turnier nach Ecuador eingeladen. Wir sind völlig überwältigt, mit so viel positiver Resonanz hätten wir gar nicht gerechnet”, gesteht Salmerón.

Das Merkwürdige ist, dass eine andere Mädchenmannschaft in Madrider Viertel Rayo Vallecano vor einem Jahr nahezu ebenso erfolgreich war. Aber damals nahm niemand Notiz davon.

Womöglich haben die jüngste Ausschreitungen in der Jugend-Fußball-Liga, in die auch Eltern der Spieler involviert waren, die wahren Grundwerte des Sports wieder in den Vordergrund gerückt: “Fair Play” und “Gemeinsam sind wir stark”.

Wie es sich anfühlt, auf dem Spielfeld ausgelacht und beschimpft zu werden, haben die Spielerinnen des Vereins AEM Lleida am eigenen Leib erfahren. “Manche Eltern haben ziemlich gemeine Sachen zu uns gesagt. Das tut weh, aber wir versuchen, es zu ignorieren und uns nicht ablenken zu lassen”, sagt Lorena Caballero, eine der Spielerinnen.

“Schlimm ist, dass es manchmal die Mütter sind, die die schlimmsten Macho-Kommentare vom Stapel lassen”, bedauert Salmerón. “Wir versuchen zu zeigen, dass es ganz normal ist, wenn Mädchen mit Jungen Fußball spielen, und dann fällt uns ausgerechnet eine Mutter in den Rücken.”

Deswegen steht folgender Spruch auf dem Team-Trikot: “Las ‘barbies’ también juegan” (“Barbies können auch Fußball”). Das war die Antwort der Kickerinnen in dieser Saison, wenn ihnen Zuschauer zuriefen, sie sollten lieber nach Hause gehen und mit Puppen spielen.

Lorena denkt lieber an den Spaß auf dem Spielfeld. “Jungs sind vielleicht schneller, aber wir haben die bessere Taktik!”

Sie ist ein Fan von Fußball-Legende Carles Puyol und dem FC Barcelona – und träumt von einer Profikarriere.

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Ein Ziel, das nur die wenigsten erreichen werden, weiß Trainer Dani Rodrigo. “Derzeit gibt es nur ganz wenige Profispielerinnen in Spanien. Wer Karriere machen will, muss nach England, Frankreich oder die USA. Wir hoffen, dass es in naher Zukunft für alle Spieler in der spanischen Liga möglich sein wird, vom Profisport zu leben. Ganz gleich, ob Mann oder Frau.”

Reportage von Estela Celada, Fotos von Xavier Baró

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