Todesschüsse auf einen Schwarzen: keine Anklage gegen US-Polizisten

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Von Euronews mit REUTERS/DPA
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In den USA werden zwei Polizisten, die am Tod eines Schwarzen beteiligt waren, nicht vor Gericht gestellt. Das US-Justizministerium hat beschlossen, keine Anklage zu erheben.

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In den USA werden zwei Polizisten, die im vergangenen Jahr am Tod eines Schwarzen im Bundesstaat Louisiana beteiligt waren, nicht vor Gericht gestellt. Nach Informationen der New York Times hat das US-Justizministerium beschlossen, keine Anklage zu erheben.

Der 37-jährige Alton Sterling hatte vor einem Supermarkt in Baton Rouge CDs verkauft. Die Polizei wurde gerufen, nachdem Sterling jemanden mit einer Waffe bedroht haben soll. Ein Handyvideo zeigt, wie die Polizisten Sterling zu Boden bringen und eine Waffe auf ihn richten. Dann fallen Schüsse. Sterling ist nicht gleich tot, am Boden liegend bewegt er noch seinen Kopf und Arm.

Nach Bekanntwerden der Entscheidung versammelten sich Menschen in Gedenken an Alton Sterling vor dem Supermarkt. Bereits im vergangenen Jahr hatte es in Baton Rouge Proteste nach Sterlings Tod gegeben. Das Handyvideo von dem Vorfall verbreitete sich rasch im Internet. In den USA gingen die Menschen gegen die wiederholte Polizeigewalt gegen Schwarze auf die Straße. Zwei Wochen nach dem Tod von Sterling erschoss mutmaßlich ein 29-jähriger Schwarzer in Baton Rouge drei Polizisten. Ein Zusammenhang mit den Todesschüssen der Polizei ist nicht endgültig bestätigt.

Die Ermittlungen in dem Fall waren noch während der Präsidentschaft von Barack Obama begonnen worden. Die Entscheidung des Justizministeriums gilt deshalb auch als Anhaltspunkt dafür, wie die neue Regierung unter Donald Trump sowie Justizminister Jeff Sessions mit Fällen von Polizeigewalt verfahren wollen.

Tödliche Polizeigewalt gegen Schwarze

Latenter Rassismus wird der Polizei in den USA gerne unterstellt. In den vergangenen Jahren hat die Diskussion um Todesschüsse auf Schwarze durch weiße Polizisten sich deutlich verschärft. Auslöser war der Tod eines schwarzen Teenagers in Ferguson. Ein Grund für die erhöhte Sensibilisierung der Öffentlichkeit ist die moderne Technik: Von vielen Vorfällen gibt es heutzutage Videos, gefilmt mit Handys oder den auch in Deutschland diskutierten Bodycams der Polizisten. Eine Chronik.

August 2014: Der unbewaffnete schwarze Teenager Michael Brown wird in Ferguson (Missouri) von einem Polizisten erschossen. Der Vorfall löst schwere Unruhen aus. Später tritt der Polizeichef von Ferguson zurück.

April 2015: In North Charleston (South Carolina) erschießt ein Polizist einen flüchtenden, unbewaffneten Schwarzen von hinten. Der auf einem Video festgehaltene Fall sorgt international für Aufsehen.

April 2015: Ein Afroamerikaner stirbt in Baltimore (Maryland) an den Folgen einer Rückenverletzung. Er war in Polizeigewahrsam misshandelt worden. Es kommt zu schweren Krawallen.

Juli 2015: Ein Polizist erschießt in Cincinnati (Ohio) bei einer Verkehrskontrolle einen unbewaffneten Schwarzen. Dessen Wagen hatte vorne kein Nummernschild.

Dezember 2015: In Chicago erschießen Polizisten eine fünffache Mutter und einen Studenten. Beide sind schwarz. Der 19-Jährige hatte seinen Vater bedroht, die Nachbarin wird aus Versehen getroffen.

Mai 2016: Am Steuer eines gestohlenen Autos wird eine Schwarze in San Francisco von einer Polizeikugel tödlich getroffen. Auf Druck des Bürgermeisters tritt der Polizeichef zurück.

Juli 2016: In Baton Rouge (Louisiana) bringen Polizisten einen 37-jährigen Schwarzen, der vor einem Supermarkt CDs verkauft hat, zu Boden. Danach geben sie tödliche Schüsse auf ihn ab.

Juli 2016: In Falcon Heights (Minnesota) stirbt ein 32-Jähriger, nachdem ein Polizist bei einer Kontrolle auf ihn geschossen hat. In Folge der beiden Todesfälle innerhalb kürzester Zeit gibt es eine Welle von Protesten. Polizisten werden Opfer der Wut in der Bevölkerung: Bei zwei Angriffen durch Schwarze werden mehrere Polizisten erschossen.

August 2016: Nach tödlichen Polizeischüssen auf einen bewaffneten Schwarzen kommt es in Milwaukee (Wisconsin) zu Krawallen. Polizisten wollten ein Auto kontrollieren, die Insassen flüchteten. Auch der Todesschütze ist schwarz.

September 2016: Eine weiße Polizistin erschießt in Tulsa (US-Bundesstaat Oklahoma) einen unbewaffneten Afroamerikaner. Demonstranten fordern die Entlassung der Todesschützin, das US-Justizministerium leitet Ermittlungen ein.

Mit DPA

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