Ein Leben in Schranken

Ein Leben in Schranken
Von Joanna Gill
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Nur drei Stunden Strom pro Tag, das gehört mittlerweile zum Alltag der Menschen im Gazastreifen. Hinzu kommen eine prekäre Wasser- und Lebensmittelversorgung. Die Bevölkerung ächzt unter der Blockade – Israel kontrolliert die Außengrenzen im Norden und Osten des Gazastreifens sowie auf der westlichen Seeseite. Die Folgen bekommt der Fischer Iyad Baler jeden Tag zu spüren. Er sagt, “früher konnten wir rund 22 Kilometer weit segeln. Heute sind nur noch fünfeinhalb Kilometer erlaubt. Aber selbst die werden nur offiziell in den Medien genannt. In Wirklichkeit werden wir verfolgt, sobald wir mit dem Boot mehr als drei Kilometer weit rausfahren.”

Israel riegelte die Grenzen 2007 vollständig ab, nachdem die radikal islamische Hamas die Macht im Gazastreifen übernommen hatte. Die Menschen sind auf Hilfslieferungen aus dem Ausland angewiesen. Mit der Wirtschaft geht es immer weiter bergab. Der Bauer Ammar Al Rahel meint, “ich kann mir keine Arbeiter mehr leisten, denn sie kosten mich zuviel Geld. Ich arbeite nur noch mit meinen Kindern. Nächstes Jahr kann ich vielleicht noch nicht mal mehr säen und ernten.
Hoffentlich wird sich meine Lage bessern, vielleicht wird es wieder so wie vor zehn Jahren, als wir unsere Ernte exportieren konnten und die Checkpoints offen waren.”

Hinzu kommt die hohe Arbeitslosigkeit. Viele junge Menschen im Gazastreifen sind frustriert, weil sie trotz hoher Qualifikation keinen Job finden. Einige würden deshalb sogar psychisch krank, berichten die Vereinten Nationen; 400.000 junge Leute sind demnach betroffen. Mohamad Al Saiqaly gibt sich keinen Illusionen hin. “Als Jugendliche haben wir keine Zukunft in Gaza. Wir erwarten keine Wunder. Tausende Absolventen sehen schwarz wegen der Blockade, sie hat jegliches Leben in Gaza zum Stillstand gebracht,” sagt er.

Kein Strom, kein Geld, keine Zukunft. Die Menschen gehen auf die Straße und protestieren. Doch eine Besserung der Lage ist nicht in Sicht.
euronews-Korrespondentin Joanna Gill meint, “2017 ist ein wichtiges Jahr für die Palästinenser. Seit zehn Jahren besteht die Blockade und seit 50 Jahren werden die Palästinensergebiete von Israel besetzt. Die Menschen in Gaza sind mir ihrer Geduld am Ende. Sie sehen sich als Geisel interner Differenzen und einer diplomatischen Pattsituation mit Israel.”

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