Japanische Highspeed-Technik für Großbritannien

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Der Shinkansen als Vorbild für das Großbritanniens veraltetes Bahnwesen

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“Global Japan” oder “Wie Japan sein Knowhow in allen Regionen unseres Planeten an den Mann bringt”: Beispiel Großbritannien. Im Nordosten Englands, in Newton Aycliffe, startete 1825 die erste Dampflokomotive für den Passagierbetrieb. Knapp zwei Jahrhunderte später stellt man hier Züge mit modernster Technologie her.

Die Fabrik von Hitachi Rail Europe öffnete im September 2015 ihre Pforten. Hier stellt man Hochgeschwindigkeitszüge auf Grundlage der japanischen Technologie des berühmten Skinkansen her – aber natürlich für den europäischen Markt. Das Unternehmen hat einen lukrativen Auftrag an Land gezogen: den Bau von 122 Intercity Express-Zügen für den britischen Schienenverkehr. Einige sollen vom Herbst an im Westen des Landes fahren, andere nächstes Jahr an der Ostküste.

Japanisches Design, einige Komponenten aus Japan, doch 100 Prozent britische Montage. Die Züge sind nicht exakt baugleich mit denen, die in Japan rollen. Sie wurden an die Erfordernisse des örtlichen Netzes angepasst. Zum Beispiel können sie dank “bimodaler” Technologie sowohl mit Strom als auch mit Diesel fahren. “Sie können umschalten, ohne zu stoppen. Das ist einmalig. Falls mitten auf einer Fahrt die Oberleitung ausfällt, schaltet man einfach um, und der Zug fährt mit Diesel weiter, ohne anhalten zu müssen”, erläutert Nina Harding von Hitachi Rail Europe.

Eine “Lokomotive” auch für die Region

Die Fabrik beschäftigt gut tausend Mitarbeiter und schafft Arbeit für Dutzende Zulieferer. “Wir machen viel in der Gegend, wir haben das neue technische College der Universität gesponsert. So können wir die nächste Generation von Bahnkonstrukteuren und -ingenieuren inspirieren und die Leute in der Region halten. Der Nordosten braucht, dass sie hier bleiben!” betont Harding.

In Japan wird der Shinkansen seit 1964 betrieben. Er ist weltweit für seine Geschwindigkeit und seinen Komfort angesehen, und auch für seine Pünktlichkeit und Sicherheit dank des dazugehörigen Hochgeschwindigkeitsstreckennetzes, das komplett von Nah- und Güterverkehr abgekoppelt ist. Seit Inbetriebnahme gab es keinen tödlichen Unfall.

In Großbritannien fahren Skinkansen-Modelle seit 2009. Der Javelin train zum Beispiel, der die Eurostar-Strecke im Südosten des Landes nutzt, halbiert die Fahrzeit zwischen London und Ashford: 85 Kilometer mit bis zu 225 Stundenkilometern in gut einer halben Stunde. Zugführer Andrew Perry lobt: “Es ist ein viel modernerer Zug. Man fährt ihn schneller, das macht natürlich viel mehr Spaß. Man hält weniger oft an, hat mehr Tempo und führt einen viel besseren Zug.”

Der Javelin train, der nebenbei bemerkt als Shuttle bei den Olympischen Spielen 2012 diente, hat auch den vielen Pendlern in der Region das Leben erleichtert, die jeden Tag zur Arbeit nach London hineinfahren. In unabhängigen Untersuchungen zur Nutzerzufriedenheit bekommt der Javelin Train die besten Beurteilungen in Großbritannien. Wasser auf die Mühlen der Manager von Hitachi: Der
Zug halte zu 99% den Fahrplan ein und erreiche ein hohes Niveau an Zuverlässigkeit, rühmt Depotmananger Mark Hughes sein Produkt.

Zufriedene Kunden kaufen mehr

Täglich wird jeder der 29 Javelin trains, die in Großbritannien unterwegs sind, in einem Depot inspiziert. Einmal im Monat wird ein vollständiges Check-up durchgeführt. Aspekte, die wichtig für die Betreiber der verschiedenen Bahngesellschaften in Großbritannien sind. Der Grundgedanke der Japaner: “Stellen wir unsere Kunden zufrieden, glauben sie an uns und geben uns mehr Aufträge. Stellen wir dann noch mehr zufrieden, können wir noch mehr Aufträge bekommen. Eine einfache, sehr wichtige Strategie auf Basis der japanischen Omotenashi-Kultur”, erklärt der technische Leiter Koji Agatsuma

Omotenashi, im engeren Sinne “Gastfreundschaft”, im weiteren Sinne die absolute Aufmerksamkeit für die Wünsche und Bedürfnisse des Kunden oder Gastes, ist untrennbarer Bestandteil der japanischen Kultur.

Unterstützt von der japanischen Regierung

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