Hochspannung: Venezuela wählt Verfassungsreformer, Opposition ruft zum Boykott auf

Hochspannung: Venezuela wählt Verfassungsreformer, Opposition ruft zum Boykott auf
Von Euronews
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied
WERBUNG

In Venezuela sind 19,4 Millionen Menschen am Sonntag zur Wahl der 545 Mitglieder einer Verfassungsgebenden Versammlung aufgerufen. Ein Bündnis aus rund 20 Oppositionsparteien hat zum Boykott aufgerufen. Sie werfen dem sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro vor, das Land zur Diktatur umbauen zu wollen.

Bürgerkrieg, Massenflucht, Diktatur? In #Venezuela sind vor der Wahl am Sonntag die Szenarien alle düster. #Madurohttps://t.co/bE4SzEtw4ppic.twitter.com/yeWQZg8DYW

— Der Tagesspiegel (@tagesspiegel) 29. Juli 2017

Gewählt werden 364 Mitglieder, die die Kommunalbezirke im Land vertreten. Dazu kommen 173 Mitglieder aus Sektoren, die vorwiegend den Sozialisten nahestehen: Arbeiter, Studenten, Rentner, Bauern, Fischer. Daneben werden noch acht indigene Vertreter gewählt. Rund 5.500 Kandidaten stehen zur Wahl.

Erwartet wird nach dem Boykottaufruf der Opposition eine klare Dominanz von Anhängern der seit 1999 regierenden Sozialisten.

ESKALATION DER PROTESTE BEFÜRCHTET

232.000 Sicherheitskräfte sollen die Wahl sichern. Viele Beobachter erwarten eine weitere Eskalation im Land mit den größten Ölreserven der Welt.

Es häufen sich Berichte, dass Wahlmaschinen und Stimmzettel für morgige Wahl von verfassungsgebender Versammlung verbrannt werden #Venezuelahttps://t.co/XLBTmZ1szX

— Hanna Silbermayr (@hannasilbermayr) 29. Juli 2017

Seit April kommt Venezuela nîcht zur Ruhe. Bei den Protesten, die sich an der phasenweisen Entmachtung des – von der Opposition dominierten – Parlaments entzündet hatten, starben bisher 113 Menschen, tausende wurden verletzt.

FATALE ABHÄNGIGKEIT VOM ÖL

Präsident Maduro, seit 2013 im Amt, verließ sich allein auf das Ölgeschäft, das 95 Prozent der Exporteinnahmen einbringt. Als der Ölpreis auf zeitweise 30 US-Dollar abrutschte, wurde das zum Fluch.

Viele Venezolaner sind vor der Krise aus dem Land geflüchtet. Die USA haben Familien von Diplomaten zur Ausreise aufgerufen. Lebensmittel sind knapp, in den Krankenhäusern und Apotheken mangelt es überall an Medikamenten.

FLÜGE NACH CARACAS GESTRICHEN

Wegen der extrem angespannten Lage haben die Fluggesellschaften Iberia und Air France Flüge in
das südamerikanische Land gestrichen. Iberia teilte mit, dass ein am Sonntag von Madrid nach Caracas geplanter Flug aus Sicherheitsgründen kurzfristig abgesagt und man frühestens am 2. August wieder Caracas anfliegen werde. Air France strich von Sonntag bis Dienstag geplante Flüge. Inzwischen ist Venezuelas Hauptstadt kaum noch zu erreichen. Zehn Fluggesellschaften, darunter Lufthansa und Alitalia, haben den Flugverkehr sogar dauerhaft eingestellt, unter anderem wegen Sicherheitssorgen am internationalen Flughafen Simón Bolívar und wegen Außenständen in Millionenhöhe bei Ticketverkäufen in dem Land.

su mit dpa

Diesen Artikel teilenKommentare