Kataloniens Polizei gespalten? Ein Mossos-Beamter spricht exklusiv

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Von Carlos Marlasca
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Euronews konnte mit einem katalanischen Polizisten der Mossos d`Esquadra unter anderem über den Tag des Referendums sprechen.

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Die politische und soziale Krise in Katalonien führt in der katalanischen Polizei, Mossos de Esquadra zu internen Spannungen. Das berichten einige Polizisten. Spannungen, weil ihre Einheit ihnen zufolge nicht politisch unabhängig ist. Ihr Einsatz am Tag des Unabhängigkeitsreferendums am 1. Oktober, an dem mindestens 900 Demonstranten durch Polizeigewalt verletzt wurden, sorgt für Sprengstoff.

Euronews konnte mit einem dieser Polizisten sprechen. Er glaubt, dass die Schaffung einer Einheitspolizei unter dem Kommando des Staates den Debatten ein Ende setzen würde. Aus Sicherheitsgründen bleibt er lieber anonym.

“Wir wollen allen Bürgern dienen, nicht nur einem Teil der Bevölkerung, wie wir es bisher ohne klare Anweisungen für diese Bewegung getan haben”, sagt unser Gesprächspartner der Mossos d`Esquadra. “Für uns wäre es am Besten, wenn wir einem klaren Kommando unterstehen würden, mit klaren Befehlen, damit jeder weiß, was von uns erwartet wird. Man ist wegen des Mangels an klaren Anweisungen von den Vorgesetzten sehr verunsichert. Und auch darüber, wie sie den Polizisten die Kommandos übermitteln.”

“Juristisch würden wir nicht zur Verantwortung gezogen werden”

Bezüglich des verheerenden Referendumstages in Katalonien sagt der Polizist, dass die Befehle “schrittweise” gegeben wurden: “Die Polizisten der Mossos d`Esquadra sollten beruhigt werden. Sie seien durch Regeln und Gesetze geschützt. Aber sie sagten nicht, ob es sich dabei um die regionalen katalanischen Gesetze handelt, oder um die Gesetze, denen wir bereits folgen und die wir respektieren müssen. Sie meinten, dass wir dadurch juristisch nicht zur Verantwortung gezogen werden könnten.”

Die meisten “Mossos” sollen an dem Tag die Befehle aus Madrid befolgt haben. Von den 319 Wahllokalen wurden am 1. Oktober 227 von den Mossos geschlossen, 92 von der gesamtstaatlichen Nationalpolizei und der Guardia Civil, die Madrid untersteht. Kataloniens regionaler Polizeichef Josep Lluís Trapero wurde danach wegen “Ungehorsams” von der spanischen Justiz vorgeladen.

“Es ist natürlich nicht so viel ans Licht gekommen. Nur ein paar Bilder, die sogenannte Kollegen zeigen – wenn ich sie überhaupt so nennen kann -, wie sie sogar helfen und ein bisschen versuchen, die Wahllokale zu schließen. Die vielen Bilder von professionellen Polizisten, die ihre Arbeit getan haben, wurden nicht veröffentlicht. Es fehlte bestimmt an Mitteln. Es gab nur zwei Polizisten in jedem Wahllokal. Auch wenn es physisch nicht möglich war, hätte man seine Arbeit auf eine andere Weise und mit mehr Autorität machen können.”

Als wir den Polizisten nach den Beziehungen zwischen den verschiedenen Polizeieinheiten fragen, lautet seine Antwort: “Eigentlich haben wir ein gutes Verhältnis, wie es sich gehört. Wir sind alle zusammen. Die lokale Polizei, die Mossos, die Guardia Civil. Alle Polizeieinheiten haben auf dem Staatsgebiet dieselbe Aufgabe: Im Dienst der Bürger zu stehen. Unser Verhältnis ist sehr gut, bis auf einige Ausnahmen.”

Und auch für die Zukunft der Mossos ist der Katalane sichtlich zuversichtlich. “Wegen unserer Arbeitsmoral! Wir werden immer und immer weiter allen Bürgern in Katalonien und Spanien dienen. Die Obersten der Mossos wollten eine Polizeieinheit nur für die Separatisten schaffen. Die anderen haben ihre eigene Polizei, die Nationale Polizei und die Guardia Civil. Dabei ist es wichtig, die Polizeieinheit zu entpolitisieren, um sie in den Dienst aller Bürger zu stellen.”

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