In Russland umstrittener Film "Matilda" in den Kinos

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Von Euronews
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Der letzte Zar gilt vielen in Russland als unantastbar.

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Der in Russland umstrittene Historienfilm “Matilda” hat in St. Petersburg Premiere gefeiert. Orthodoxe und Monarchisten protestieren seit Monaten gegen den Film über Zar Nikolaus II. sowie gegen Hauptdarsteller Lars Eidinger. Der spielt eindrücklich die Zerissenheit des jungen Monarchen, der sich vor seiner Krönung in die Tänzerin Mathilda verliebt, obwohl er bereits mit der Deutschen Alix von Hessen-Darmstadt (gespielt von Luise Wolfram)verlobt ist.

Die als besonders fromm geltende Duma-Abgeordnete Natalja Poklonskaja versucht, dem in ihren Augen provokativen Film die Verleihlizenz entziehen zu lassen:

“Wir brauchen Freiheit, die auf dem Gesetz basiert, das sagte bereits Zar Nikolaus II.”

Die russische Kirche sprach den 1918 von Bolschewiki ermordeten letzten Zaren und dessen Familie im Jahr 2000 heilig. Ihre Ermordung gilt als Märtyrertod. Auch eine militante orthodoxe Splittergruppe will verhindern, dass der Film in die Kinos kommt:

“Der Regisseur filmte Lügen über Zar Nikolaus II. und die Zarin Alexandra, er stellt ihn als Freigeist und sie als Hexe dar. Das verletzt die Gefühle orthodoxer Christen, die Heilige mit Respekt behandeln, genauso wie gewöhnliche Menschen ihre Mutter oder ihren Vater”, sagte Andrei Kormukhin, Koordinator der orthodoxen Bewegung Sorok Sorokow über Alexej Utschitel.

Das Büro des Regisseurs wurde mit Molotowcocktails angegriffen, Autos brannten und Regisseur Alexey Utschitel bekam Drohbriefe. Er reagiert gelassen:

“Der Film hat es auf die Leinwand geschafft, es gab die Premiere, also denke ich, dass gesunder Menschenverstand vorherrscht, wir werden sehen, was als nächstes passiert.”

Die Premiere im Mariinski-Theater verlief ohne größere Störungen:

“Utchitel ist sehr talentiert, ein sehr guter Regisseur. Alles, was er macht, alle seine Filme sind fantastisch. Ich gehe heute gern ins Kino”, so Premierenbesucherin Natalya Bykova.

Der Film läuft jetzt in den russischen Kinos an. In Deutschland wird er unter dem Titel “Mathilde” am 2. November in die Kinos kommen.

Neben Eidinger spielen auch deutsche Schauspieler wie Thomas Ostermeier als Doktor Fischel und Luise Wolfram als künftige Zarin in dem Streifen mit.

Kein Film war in #Russland zuletzt so umstritten wie #Matilda. Er sollte sogar als extremistisch eingestuft werden.https://t.co/fmhua2Tkwqpic.twitter.com/MKBCdDGUlW

— Volksstimme (@Volksstimme) 25. Oktober 2017

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