"Gegen die Wand gepresst" - Sexueller Missbrauch im EU-Parlament

"Gegen die Wand gepresst" - Sexueller Missbrauch im EU-Parlament
Von Sandor Zsiros
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Die Zeugnisse mehren sich: sexueller Missbrauch im Europaparlament ist kein Einzelfall. Jetzt will das hohe Haus damit aufräumen.

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Die Enthüllungen über sexuelle Belästigungen von Mitarbeiterinnen des Europaparlaments reißen nicht ab.
Jeanne Ponte, Assistentin eines französischen Abgeordneten, wurde vor drei Jahren Opfer einer Attacke. Sie selbst möchte die Erfahrung immer noch nicht schildern, so tut es ihr Arbeitgeber für sie.
Edouard Martin von der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten sagte unserer Korrespondentin Elena Cavallone:
“Sie kam ins Büro und war sehr bleich und aufgewühlt. Ich fragte sie, was passiert sei, und sie sagte mir, dass ein Abgerodneter sie gegen eine Wand gepresst hatte, ihr Komplimente machte und sie zu einem Rendez-vous zu überreden versuchte. Sie sagte auch, dass das nicht das erste Mal gewesen sei.”
Jeanne Ponte ist bisher nicht an die Öffentlichkeit gegangen, führt aber seitdem ein Notizbuch, in dem sie ähnliche Erfahrungen anderer Kolleginnen sammelt. Es sind mittlerweile über achtzig Zeugnisse zusammengekommen.
Unserem Korrespondenten Sandor Ziros gegenüber erklärte sie:
“Man muss verstehen, dass manche der Frauen begrenzte Arbeitsverträge haben, und es für sie nicht leicht ist, mit sexueller Belästigung oder gar Handgreiflichkeiten umzugehen. Wir müssen einen sicheren und integrativen Raum schaffen, in dem Frauen und Männer darüber reden können.”
Nach ihrer Debatte vom Vortag verabschiedeten die Abegordneten am Donnerstag eine Entschließung, die sexuellen Missbrauch verurteilt und unter anderem die Einrichtung eines unabhängigen Expertenteams fordert, das den Vorwürfen und Enthüllungen nachgehen soll.

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