Doppelmord in der Steiermark: "Ich traue mich nicht heraus"

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Von Euronews
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Ein Mann soll am Sonntag in Stiwoll seine zwei Nachbarn erschossen und eine Frau schwer verletzt haben. Die Fahndung nach dem mutmaßlichen Täter läuft auf Hochtouren.

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Im steirischen Stiwoll laufen die Fahndungen nach Friedrich F. auf Hochtouren. Der 66-Jährige gilt als mutmaßlicher Todesschütze in einem Doppelmord. Er soll am Sonntag seine zwei Nachbarn erschossen und eine weitere Frau schwer verletzt haben.

Mehrere hundert Beamte durchsuchen die Umgebung des Tatortes mit Helikoptern und Spürhunden. Spezialeinheiten wie das Einsatzkommando Cobra wurden der Großfahndung hinzugezogen.

“Es sind aber auch Profiler des Bundeskriminalamtes im Einsatz, es sind Wärmebildtechniken im Einsatz”, sagt Cobra-Chef Bernhard Treibenreif. “Es ist internationaler Haftbefehl erlassen worden. Also es werden auch Auslandskontakte überprüft.”

Friedrich F. soll Medienberichten zufolge am Freitag in Thal bei Graz gesichtet worden sein. Es wurde einem Hinweis aus der Bevölkerung nachgegangen, “wie wir es in den vergangenen Tagen ständig machen”, so Polizeisprecher Markus Lamb. Das Gebiet werde derzeit durchsucht.

Die Polizei geht nicht davon aus, dass der mutmaßliche Schütze seine Tat geplant hatte. “Wir gehen von einer sogenannten eruptiven Tat aus”, sagte Generalmajor Treibenreif in Pressegesprächen. Genaue Hinweise über Fluchtpläne oder Helfer gibt es bis jetzt nicht.

F.s Kastenwagen hat die Polizei unweit vom Tatort im Wald gefunden. Es sei möglich, dass sich der Verdächtige in den Wäldern um Stiwoll aufhält. “Eine andere Möglichkeit ist, dass er sich selber etwas angetan hat, das können wir nicht ausschließen”, meint Treibenreif des Einsatzkommandos Cobra. “Dritte Möglichkeit ist, dass er sich in einem weiteren Bereich absetzen konnte. Dafür ist auch diese intensive Fahndung europaweit eingeleitet worden.”

“Es ist hier sehr weitläufig, das Gelände ist sehr kupiert”, meint ein Polizist. “Es gibt sehr viele Wälder, Berge und Täler. Wir müssen natürlich immer auch auf die Eigensicherung achtgeben. Wir müssen die Durchsuchungen genauestens durchführen und das kostet seine Zeit.”

“Er hat zwei verschiedene Leben geführt”

“Der war sehr schwer einzuschätzen”, beschreibt Josef Brettenthaler aus Stiwoll den mutmaßlichen Todesschützen. “Der hat sicher zwei verschiedene Leben geführt. Freundlich und kurze Zeit später, oder am nächsten Tag, war er komplett anders.”

Dem Flüchtigen wurde eine schwere wahnhafte Störung diagnostiziert. Von den Behörden war er für seine gefährlichen Drohungen und seine Prozesswut bekannt. Im Internet sprach er von Nazi-Methoden, Pegida und prangerte andere Politiker an. Auf der Heckscheibe seines Kleinbuses hing regelmäßig ein Plakat mit der Aufschrift “Heil Hitler!”.

Am Sonntag soll der Mann mit einer illegalen Waffe geschossen haben. Wegen eines Waffenverbotes durfte er keine besitzen.

In Stiwoll ist die Verunsicherung groß. Man hat Angst, dass der vermutliche Todesschütze zurückkommt. “Wie verhält man sich, wenn er einem gegenübersteht?”, fragt sich Brettenthaler. “Die Nächte sind sehr schwierig. Am Tag traut man sich nicht heraus. Es kann sein, es kann nicht sein”.

Die verschiedenen Sicherheitskräfte überlegen derzeit über neue Taktiken für die Suche. Der Personenschutz im Ort wird auf jeden Fall weitergeführt, so Cobra-Chef Treibenreif. Die Schule und der Kindergarten sollen nächste Woche wieder öffnen.

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