Tauwetter in Sotschi: Warum Erdogan mit Putin reden wollte

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Von Euronews
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Monatelang waren die Beziehungen zwischen Russland und der Türkei belastet. Grund war unter anderem der Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei, und auch in anderen Bereichen des Syrien-Konflikts ist man sich uneinig. Doch inzwischen herrscht Tauwetter. Grund genug für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, zu einem Gespräch mit seinem russischen Gegenüber Wladimir Putin zu reisen. Im russischen Sotschi wollten die beiden weiter an der Verbesserung der Beziehungen arbeiten.

Schon im Vorfeld hatte Putin lobende Worte für das türkisch-russische Verhältnis gefunden. Auch Erdogan lobte Putin als “geehrten Freund”, kritisierte aber gleichzeitig die russische Militärpräsenz in Syrien. Dabei bezog er sich ausgerechnet auf eine Erklärung von US-Präsident Trump und Putin, in der eine militärische Lösung in Syrien als kritisch gesehen und deshalb Verhandlungen unter Vermittlung der Vereinten Nationen in Genf der Vorzug gegeben werden soll.

Die unterschiedlichen Auffassungen beider Staaten unter anderem im Syrien-Konflikt haben sich auch auf Wirtschaft und Handel ausgewirkt. Allein im Agrarbereich hätten die Länder früher ein Handelsvolumen im Milliarden-Dollar-Bereich gehabt, sagt der russische Politikanalyst Victor Nadein-Raewski:

“Natürlich reist Erdogan an, um die Beziehungen zu verbessern. Die Türkei ist an einer umfassenden Zusammenarbeit interessiert: Der Landwirtschaftssektor hat sich wieder vollständig erholt, der Bausektor, türkische Industrieprodukte. Eine weitere Frage betrifft Syrien: Die Türkei will Sicherheit für die Grenze zu den türkischen Kurdengebieten. Und es geht um militärische Zusammenarbeit. Außerdem wurde Bergkarabach erwähnt. Die Türken wollen bei dieser Frage als Vermittler agieren. Aber die Armenier sind dazu noch nicht bereit.

Erdogan wie auch die Türkei sind daran interessiert, die Beziehungen wieder aufleben zu lassen. Die Türkei steht weitgehend isoliert da. Deshalb hat sie auch das russische Flugabwehrsystem S-400 gekauft, obwohl sie eigentlich das amerikanische Patriot oder Ähnliches wollte. Das erste Geld für das Geschäft ist bereits geflossen.”

Für Erdogan geht es also nun darum, sich mächtige Verbündete zu schaffen und diese Beziehungen nachhaltig zu sichern, nachdem er bisherige Partner vergrätzt hat.

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