Wiederaufbau und Tourismus-Initiativen in der Ostukraine

Wiederaufbau und Tourismus-Initiativen in der Ostukraine
Von Natalia Liubchenkova
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Die Dorfbewohner nahe der Front zwischen Separatisten und Regierungsgebieten wollen nicht aufgeben

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Seit 2014 leidet die Donbass-Region in der Ostukraine unter dem Krieg und seinen Folgen. Und versucht dennoch, Tourismus aufzubauen. Es gibt einige bekanntere Reiseziele, doch wir wollen nach verborgenen Schätzen suchen. Vor uns liegt eine Fahrt von über 900 Kilometern.

Ein neues Dach für die Ambulanz von Hranitne

Das Dorf Hranitne wurde im 18. Jahrhundert von der turksprachigen Minderheit der Urum gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen Krimtataren hinzu. Heute befindet sich hier am Fluss Kalmius eine sogenannte “Rote Zone”, ein Grenzgebiet zwischen Separatisten und dem Bereich, den die Regierung unter Kontrolle hat.

Vor dem Krieg konnte man hier Kajak fahren, die malerische Landschaft lockte Fotografen, und die örtliche Küche war ein zusätzliches Plus. Heute stehen viele Häuser leer, öffentliche und private Gebäude wurden bei den Gefechten beschädigt. Menschen starben. Der Krieg ist weiter sehr präsent. Doch das Erste, das wir bei unserer Ankunft sehen, sind die Dorfbewohner, die singen und tanzen, in drei Sprachen: Ukrainisch, Russisch und in der Turksprache der Urum.

Die Gemeinderatsvorsitzende Vasylyna Nikolayeva zeigt uns die örtliche Ambulanz. Teile des Gebäudes wurden wieder repariert und in Betrieb genommen. Etliche Räume brauchten erst einmal ein neues Dach. Nikolayeva erinnert sich: Vor drei Jahren, als hier am heftigsten gekämpft wurde, war sie gerade schwanger und wurde von Familie und Kollegen in Sicherheit gebracht. Heute ist es im Ort ruhiger, aber immer noch nicht sicher. Die Ambulanz wurde im September zum letzten Mal getroffen…

Die Gemeinde wolle nun vorrangig die Infrastruktur aufbauen, in Freizeiteinrichtungen und Hilfe für die Schwächsten investieren, erklärt sie.

Grüner Tourismus in Oleksandro-Kalynove

<br< Wir fahren weiter nordwärts. Das Dorf Oleksandro-Kalynove war in der Gegend für seinen grünen Tourismus bekannt. Heute liegt es nur gut vierzig Kilometer von der Front entfernt. Die Zahl der Touristen ist drastisch gesunken, aber die Bewohner geben nicht auf.

Sie haben ein Heimatkundemuseum eingerichtet. Eine längere Geschichte steht dahinter: Ein alter Traktor war dem Dorf weggenommen worden, und die Regierung wollte ihn nur für Museumszwecke zurückgeben. Nun bringen die Dorfbewohner örtliche Landwirtschaft, Handwerk und Geschichte potenziellen Besuchern mit Gegenständen aus dem eigenen Besitz nahe. Gelegentlich müssen sie diese wieder ausleihen, um zu Hause etwas damit zu erledigen.

In der Nähe des Dorfes wurde der Landschaftspark Kleban-Byk geschaffen. Was für den Tourismus noch fehlt, ist Frieden.

Ein zweites Leben für die Porzellan-Fabrik von Slowjansk

Die Ortschaft Slowjansk war ein Brennpunkt zu Kriegbeginn und versucht nun, ein friedliches Leben zu führen. Eine Bürgerinitiative träumt davon, die historische Porzellan-Fabrik aus dem 19. Jahrhundert zu restaurieren, die Preise in Paris und Brüssel gewann. Die alten Maschinen sollen nachgebaut und Keramik-Workshops, ein Café und Veranstaltungsräume eingerichtet werden.

Wandern in der Kreydova Flora

Das Naturschutzgebiet Kreydova Flora – “kreidige Flora” – im Verwaltungsbezirk Donezk ist für seine einzigartige Landschaft und Vegetation berühmt. Das nahegelegene Dorf Kryva Luka wurde Heimat für Flüchtlinge aus den Separatistengebieten. Eine von ihnen ist Tourismusexpertin und brachte die neuen Nachbarn zusammen mit ihrer Idee, hier grünen Tourismus aufzubauen – mit Fluss-Rafting, Foto-Ausstellungen und Wanderwegen.

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