Mann mit "Kopftuch": Thailands Mannschaftstrainer tarnt sich in iranischem Stadion

Mann mit "Kopftuch": Thailands Mannschaftstrainer tarnt sich in iranischem Stadion
Von Alexandra Leistner
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Die Bilder des Mannes mit Kopftuch verbreiteten sich wie ein Lauffeuer in den sozialen Netzwerken im Iran.

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Im Iran haben Bilder des thailändischen Kabaddi-Nationaltrainers mit Kopftuch für eine landesweite Debatte gesorgt. Die Fotos stammen von einem Spiel der asiatischen Frauen-Kabaddi-Meisterschaft im iranischen Gorgan.

Männern war der Zutritt zum Stadion verweigert worden. Durch das Tragen einer Kopfbedeckung, die auf manchen Bildern einem Handtuch gleicht, hatte der Trainer versucht, das Spiel seiner Mannschaft unbemerkt verfolgen zu können.

Doch die Bilder verbreiteten in sozialen Netzwerken schnell: Einige mokierten sich, das Land sei mittlerweile so konservativ, dass selbst Männer sich verschleiern müssten. 

Generell gilt im Iran für Männer kein Stadionverbot für Frauen-Sportveranstaltungen. Gorgan liegt allerdings in einer als besonders konservativ geltenden Region, in der Männer Frauenspielen nicht beiwohnen dürfen.

Für iranische Frauen gilt dagegen ein landesweites Stadionverbot bei Fußballspielen.

Und das soll nach Willen des Ajatollah Makarem Schirasi auch so bleiben. Wie er am MIttwoch laut Nachrichtenagentur ISNA sagte, ist eine Aufhebung des Verbots ausgeschlossen. Die Regierung habe andere Probleme und "sollte sich lieber um die Inflation und Arbeitslosigkeit kümmern als um dieses Stadionverbot", so der Geistliche.

Im Iran hatte der Klerus nach der islamischen Revolution von 1979 Frauen den Zugang zu Fußballstadien verboten. Die moderate Regierung von Hassan Ruhani schaffte es bisher trotz Rückhalt aus der Bevölkerung nicht, eine Lösung in der Debatte zu finden und sich so gegen den einflussreichen Klerus durchzusetzen.

Kabaddi ist eine in Süd- und Südostasien beliebte Mannschaftssportart. Besonderheiten sind, dass kein Spielgerät benötigt wird und dass Spieler während bestimmter Spielphasen den Atem anhalten müssen.

Entgegen anders lautender Berichte, ist es Männern im Iran nicht generell verboten, Frauenmannschaften zu trainieren oder bei Spielen anwesend zu sein. Die untenstehenden Bilder sind das Resultat einer Recherche der persischen euronews-Redaktion.

Male coaches can train women teams in Iran
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