Humanitäre Gründe oder Absprache? Umstrittene Fujimori-Begnadigung

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Von Alexandra Leistner
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Die Freilassung des Ex-Präsidenten wurde von seiner Familie begrüßt, auf den Straßen Limas löste die Entscheidung des Staatschefs Proteste aus.

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Auf dem Handydisplay und im Krankenbett sitzend las Perus Ex-Präsident sein Begnadigungsschreiben. Sein Sohn wuschelt ihm fröhlich durch die Haare.

Grund ist die Entscheidung von Staatschef Pedro Pablo Kuczynski, den zu 25 Jahren Haft verurteilten Alberto Fujimori vorzeitig aus der Haft zu entlassen.

Fujimoris Tochter Keiko begrüßte die Freilassung ihres wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen verurteilten Vaters. Sie hoffe die Entscheidung basiere auf Versöhnung, nicht Hass.

"Heute ist ein großer Tag für meine Familie und den Fujimorismus. Mein Vater ist endlich frei. Es ist ein Weihnachten der Freude und Hoffnung ", schrieb die 42-Jährige auf Twitter.

Offiziell wurde der Ex-Präsident aus humanitären Gründen entlassen, Fujimori soll herzkrank sein. Vorige Begnadigungsgesuche wurden bisher immer abgelehnt.

Kritiker vermuten hinter der Hafterlassung einen Deal zwischen Kuczynski und Fujimoris Sohn Kenjji. Der Oppositionspolitiker hatte sich in der vergangenen Woche überraschend bei der Abstimmung über ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsident enthalten - und Kuczynskis Absetzung damit verhindert.

Besonders brisant: Federführend beim Amtsenthebungsverfahren war Fujimoris Tochter Keiko. Sie war 2016 erfolglos gegen Kuczynski angetreten.

Auf den Straßen der peruanischen Hauptstadt Lima löste die Begnadigung Fujimoris heftige Proteste aus.

Alberto Fujimori war von 1990 bis 2000 Präsident von Peru. Als Mitverantwortlicher für 25 Morde und zwei Entführungen war er 2007 verurteilt worden.

Während seiner Amtszeit wurden zehntausende indigene Frauen zwangssterilisiert, um ihre Kinderzahl zu reduzieren. Sie wurden als Entwicklungshemmnis gesehen.

Human Rights Watch-Chef José Miguel Vivanco kritisierte die Haftentlassung Fujomoris. Er wiederholte die Vermutung, dass es eine illegale Absprache gab.

Weitere Quellen • dpa

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