Transgender im Iran: Legal anerkannt, sozial ausgegrenzt

Transgender im Iran werden leben meist in einer Parallelwelt.
Transgender im Iran werden leben meist in einer Parallelwelt. Copyright euronews
Von Alexandra Leistner
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Studienabbrecher, ohne Arbeit und Obdach: Transgeschlechtliche Personen führen ein Leben am Rand der iranischen Gesellschaft.

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Der Iran ist das einzige muslimische Land in der Golfregion, das den Transgendern das Recht gibt, ihre Geschlechtsidentität durch das Gesetz anerkennen zu lassen. Dennoch sind Gewalt, Ablehnung durch Familie und Gesellschaft sowie finanzielle Probleme, die mit der Ausgrenzung einhergehen die Norm. Ihre Notlage hat sich verschärft.

Saman Arastoo, früher Farazaneh, ist ein Transsexueller, der in iranischen Theatern Regie führt. Er will dem Kampf vieler Transsexueller eine Plattform geben.

Mit Euronews sprach er über seine jüngste Produktion "Khodkar-é-Bikar", übersetzt "nutzlose Feder" - ein Wortspiel, das sich auf diejenigen bezieht, die über trans-Themen sprechen, aber nicht in Übereinstimmung mit dem handeln, was sie sagen.

"Dieses Stück soll die Gesellschaft dazu zu bringen, ihr Verhalten zu hinterfragen. Es muss Bewusstsein geschaffen werden. Diese passive Kultur (gegenüber Transsexuellen) muss beendet werden und es muss gehandelt werden. Das ist die einzige Lösung."

Arastoo zufolge sind viele Transsexuelle zur Prostitution gezwungen, "nur um irgendwo zu schlafen oder um Geld zu verdienen".

"Sie können nirgendwo hingehen oder gar schlafen. Ihre Familien lehnen sie ab, sie haben keine Arbeit, die meisten von ihnen waren Studenten, aber sie haben ihr Studium abgebrochen", sagte er.

Das Thema der Identität von Transgender im Iran wurde von der Regierung vor der Revolution von 1979 nicht offiziell angesprochen.

Mitte der 80er Jahre wurden Transsexuelle jedoch offiziell von der Regierung anerkannt und durften sich einer Geschlechtsumwandlung unterziehen.

Die erste Person wurde Anfang der 80er Jahre operiert, nachdem Ayatollah Khomeini, der religiöse Führer und Politiker, der die iranische Revolution führte und der Gründer des Iran als islamische Republik ist, gab damals grünes Licht.

Allerdings wird Transsexualität als Krankheit angeshen,die durch einen chirurgischen Eingriff - eine Geschlechtsumwandlung - "geheilt" werden kann.

Dr. Shahryar Kohanzad, ein Urologe, der sich auf die Geschlechtsumwandlung spezialisiert hat, sagte gegenüber Euronews, dass viele seiner "Patienten" es sehr schwer haben, obwohl ihre neuen Identitäten rechtlich anerkannt sind.

"Sie glauben, dass sie schuldig sind, und für dieses angebliche Verbrechen verfluchen sie sich selbst, aber wir wissen, dass sie nicht entschieden haben, so zu sein", sagte er.

Die Zahl der Anträge für eine Geschlechtsumwandlung ist von 170 im Jahr 2006 exponentiell auf 319 im Jahr 2010 gestiegen.

Nach einem bericht der britischen BBC wurden im Iran seit 2008 mehr Geschlechtsumwandlungen durchgeführt als jedes andere Land der Welt nach Thailand.

Die iranische Regierung übernimmt bis zur Hälfte der Kosten für diejenigen, die finanzielle Unterstützung benötigen. Zudem wird eine Geschlechtsumwandlung auf Geburtsurkunden anerkannt.

Trotz alledem leben viele Transgender ein von der Gesellschaft ausgegrenztes Leben.

Einer der Schauspieler in Arastoos Stück, in dem eine Trans-Person geschlagen wird, sagte, das Stück stelle das Leben von Transgendern wahrheitsgetreu nach.

"Es ist nicht meine Geschichte, könnte aber die vieler anderer Transsexueller sein. "Wir alle haben das zumindest teilweise so im Privatleben erlebt."

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