Zahlen Frankreichs 1,4 Millionen Cannabis-Konsumenten bald nur Bußgeld?

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Von Euronews mit AFP
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Ein jetzt veröffentlichter Bericht der französischen Regierung schlägt vor, feste Bußgeldstrafen für Raucher von Marihuana einzuführen. Die Gesetze würden in ihrer derzeitigen Form nicht funktionieren, heißt es weiter.

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Frankreich hat eines der härtesten Gesetze gegen Cannabis-Konsum in Europa. Trotzdem liegt das Land in der Statistik weit vorn. Ein jetzt veröffentlichter Bericht der französischen Regierung schlägt vor, feste Bußgeldstrafen zwischen 150-200 Euro für Raucher von Marihuana einzuführen, Gefängnisstrafen sollen abgeschafft werden. Die Gesetze zur Einschränkung des Cannabis-Konsums würden in ihrer derzeitigen Form nicht funktionieren, heißt es weiter.

Renaud Colson, Außerordentlicher Professor an der Universität Nantes meint, dass Frankreich das aus dem Jahr 1970 stammende Anti-Drogen-Gesetz schon längst hätte überholen müssen: "Wir lassen die Gelegenheit verstreichen, die Drogenpolitik in Frankreich zu reformieren. Denn tatsächlich sind wir dabei, eine repressive Politik zu systematisieren, die bis jetzt weder in Frankreich noch anderswo wirksam gewesen ist."

Von den 17 Millionen Franzosen, die angaben, schon einmal Cannabis geraucht zu haben, sind 1,4 Millionen regelmäßige Konsumenten, Tendenz trotz drohender Gefängnis- und Geldstrafe bis zu 3750 Euro, steigend.

David Weinberger ist Wissenschaftler am National Institute of Higher Studies of Security and Justice (INHESJ). Für ihn gibt es keinen Zusammenhang zwischen Konsum und Gesetzgebung:* "Einige Länder, wie Spanien, wo es eine höhere Toleranzgrenze gibt, haben auch weiterhin einen hohen Gesamtverbrauch. Umgekehrt gibt es in den Niederlanden, das ja für seine Cannabis-Toleranz bekannt ist, einen sehr geringen Gesamtkonsum. Es gibt also keinen Zusammenhang zwischen dem Rechtsrahmen und dem Verbrauch."*

Eine Legalisierung von Cannabis steht in Frankreich nicht zur Debatte. Doch eine Reform wäre die Umsetzung eines Wahlversprechens des amtierenden Präsidenten Emmanuel Macron. Sie soll vor allem den bürokratischen Aufwand für Polizisten und Justiz reduzieren, die sich dann verstärkt schwerwiegenderen Delikten zuwenden könnten. Zahlen aus dem Jahr 2015 zufolge gab es rund 140.000 vorrübergehende Festnahmen von Menschen, die beim Rauchen eines Joints erwischt wurden. Doch nur 3098 der Schuldigen mussten tatsächlich ins Gefängnis.

Weitere Quellen • Le Parisien

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