Starkoch verzichtet auf Michelin-Sterne

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Von Sabine Sans mit dpa
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Der Franzose Sébastien Bras will aufgrund des hohen Drucks nicht mehr in der Feinschmecker-Bibel stehen.

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Es ist ein beispielsloser Vorgang in der Spitzengastronomie: Der französische Starkoch Sébastien Bras darf auf seine drei Michelin-Sterne verzichten. Das bestätigte der renommierte Restaurantführer kurz vor Erscheinen der neuen Ausgabe in Frankreich.

"Diese 3 Sterne haben wir mit viel Stolz empfangen, sie waren ein unumgängliches Muss. Aber jetzt möchte ich mit der gleichen Philosophie, mit dem gleichen Anspruch weitermachen, aber entspannter, mit mehr Gelassenheit", so der 46-jährige Spitzenkoch bei der Bekanntgabe seiner Entscheidung Ende September 2017. Der Gastronom aus Laguiole im Zentralmassiv wollte aufgrund des hohen Drucks nicht mehr in der Feinschmecker-Bibel stehen. Das von seinem Vater übernommene Restaurant "Le Suquet" will er jedoch unverändert weiterführen.

Der Gourmettempel konnte sich seit 1999 mit den prestigeträchtigen Sternen schmücken. Im aktuellen Michelinführer für Frankreich und Monaco sind zusammen 27 Gourmettempel mit drei Sternen ausgezeichnet.

Küchentester pochen auf Unabhängigkeit

Michelin hatte schon im vergangenen Herbst deutlich gemacht, nicht automatisch dem Ansinnen Bras' folgen zu wollen, der in dem Restaurant seinem Vater Michel gefolgt war. Das Haus auf rund 1000 Meter Höhe trägt die drei Sterne seit 1999. "Der Guide ist nicht für Köche gemacht, sondern für Kunden", lautet die Devise der gefürchteten Küchentester. Sie pochen auf ihre Unabhängigkeit - und wollen sich ihre Entscheidungen von keinem vorschreiben lassen.

Ähnliche Fälle

2005 hatte der inzwischen gestorbene Alain Senderens im Pariser Feinschmeckertempel "Lucas Carton" auf seine Spitzenauszeichnung verzichtet, war aber weiter mit einem Stern weniger im "guide rouge" geblieben. 2008 schloss dann der "Chef" Olivier Roellinger sein Drei-Sterne-Haus in der Bretagne, unter anderem aus gesundheitlichen Gründen.

Staatstragendes Thema

Das Thema Spitzenküche beschäftigt Frankreich und lässt auch Staatschef Emmanuel Macron nicht kalt. Der 40-Jährige lud im vergangenen Herbst 180 Spitzenköche ein, sprach ihnen demonstrativ Mut zu und lobte sie als Vorbilder für junge Menschen. In Frankreich heißen Spitzenköche "Chef". Der Alltag der "Chefs" sei von höchsten Anforderungen geprägt, sagte der Präsident, der mit Frau Brigitte gern gut essen geht. Es gebe die Angst, nicht perfekt genug zu sein. Der Staatschef erwähnte explizit den Namen des Kochs François Vatel, der sich im 17. Jahrhundert umbrachte, weil eine Fischlieferung ausblieb. Frankreichs kulinarische Spitzenliga wurde im Jahr 2003 von der Todesnachricht zu Bernard Loiseau erschüttert - der überlastete Starkoch brachte sich um - darüber wird immer noch gesprochen.

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