Israelisches Militärgericht: Prozess gegen Teenager beginnt

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Von Sabine Sans mit dpa
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Gegen die 17-jährige Palästinenserin wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt.

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Vor einem israelischen Militärgericht hat der Prozess gegen eine 17-jährige Palästinenserin und ihre Mutter Nariman unter Ausschluss der Öffentlichkeit begonnen. Ahed Tamimi hatte einen Soldaten vor laufender Kamera geschlagen. Außerdem werden der Jugendlichen Aufruf zu Anschlägen und weitere Angriffe auf israelische Sicherheitskräfte vorgeworfen. Am Rande des Verfahrens sagte der Vater der Angeklagten, der Aktivist Bassem Tamimi, dass er nichts erwarte, weil "es keine Gerechtigkeit im Militärgericht gibt".

"Sie merken, dass die Leute außerhalb des Militärgerichts an Ahed's Fall interessiert sind, sie merken, dass ihre Rechte verletzt wurden und dass ihr Prozess etwas ist, was nicht passieren sollte. Also ist der Weg, es aus den Augen aller zu halten, Türen zu schließen und nicht zuzulassen, dass Leute im Gerichtssaal den Anhörungen beiwohnen", sagt Tamimis Anwältin Gaby Lasky.

Vor Prozessbeginn sagte die Anwältin Tamimis Gaby Lasky, das israelische Gerichtssystem sei ungerecht Palästinensern gegenüber. Das Militärgericht sei ein "Besatzungsgericht", das Palästinenser dafür bestrafe, dass sie sich gegen die Besatzung wehrten. Die Frauen waren im Dezember in ihrem Dorf Nabi Saleh nahe Ramallah festgenommen worden. Auf einem Video, das sich schnell im Internet verbreitete, war zu sehen, wie Tamimi in Begleitung ihrer Mutter und einer Verwandten die Konfrontation mit zwei israelischen Soldaten sucht. Tamimi tritt und schlägt auf einen der Männer ein, gibt ihm eine Ohrfeige. In arabischen Medien wurde das Mädchen als Symbolfigur des Widerstands gefeiert, Israel sieht sie als Provokateurin.

Nach Information der israelischen Menschenrechtsorganisation Betselem befinden sich mehr als 300 minderjährige Palästinenser in israelischer Haft. Im Oktober 2015 hatte eine Welle palästinensischer Anschläge auf Israelis begonnen, unter den Tätern waren auch viele Minderjährige.

Amnesty International forderte die sofortige Freilassung der Jugendlichen. Ihre Haft sei "der verzweifelte Versuch, palästinensische Kinder einzuschüchtern, die es wagen, sich gegen die Unterdrückung durch Besatzungstruppen aufzulehnen".

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