Erst im Gefängnis wird so mancher zum Terroristen

Überfüllte Haftanstalt
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Von Frank Weinert
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Experten fordern einen anderen Umgang mit der Radikalisierung von Gefangenen in Strafvollzugsanstalten. Integration statt Isolation - denn für manche ist die Haft der erste Schritt auf dem Weg zum Terroristen.

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Experten fordern einen anderen Umgang mit der Radikalisierung von Gefangenen in Strafvollzugsanstalten. In vielen europäischen Gefängnissen werden kleine Gruppen isoliert, die wegen Terrorismus verurteilt wurden. So sollte die Verbreitung radikaler Ideen unter den Gefangenen verhindert werden.

Bei einer Konferenz in Brüssel wurde deutlich: Tatsächlich verstärkt diese Isolation extremistische Ideen. Besser, die Häftlinge seien mit anderen Gefangenen in Kontakt. Dennoch bleibt die Frage im Raum: Ist eine Entradikalisierung möglich? Gerry Mc Nally, Präsident der Confederation of European probation, sagt: "Wir können nicht unbedingt ändern, was die Leute denken, aber wir können beeinflussen, wie sie auf diese Gedanken reagieren und was aus solchen Gedanken machen."

Die Radikalisierung hängt von den Haftbedingungen ab. Terroranschläge in Europa wurden oft von früheren Häftlingen ausgeführt, die sich in überfüllten Gefängnissen radikalisierten. Ein Ex-Guantanamo-Häftling erklärt, warum unmenschliche Bedingungen zur Verbreitung radikaler Ideen beitragen. Mourad Benchellali weiß, wovon er spricht: "Das Gefängnis ist kein neutraler Ort. Das ist von außen schwer zu verstehen. Manche werden religiöser in der Haft, weil ihnen die Religion hilft, zu überleben. Wenn er religiös wird, wird er Fragen zur Religion haben, legitime Fragen. Und dann werden sie antworten. Wenn die Häftlinge auf eine radikale Person treffen, dann werden auch die Antworten radikale sein."

Das Risiko besteht darin, dass das Gefängnis zur potenziellen Keimzelle für Terror wird – insbesondere für junge Straftäter, die oft wegen kleinerer Delikte im Gefängnis sind.

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