Asia Argento: "Belästigung findet überall statt"

Asia Argento: "Belästigung findet überall statt"
Von Euronews
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Die italienische Schauspielerin war eine der ersten, die Harvey Weinstein des sexuellen Missbrauchs anklagte.

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Sie ist Schauspielerin und Aktivistin. Als sie Harvey Weinstein des sexuellen Missbrauchs anprangerte, trug Asia Argento auch zur globalen Bewegung #MeToo bei. Anlässlich des Internationalen Frauentags besuchte die italienische Schauspielerin das Europäische Parlament, um Erfahrungen auszutauschen.

Elena Cavallone, euronews:

"Asia Argento, Sie waren eine der ersten Schauspielerinnen aus Hollywood, die den berühmten Harvey Weinstein anklagten, sie in der Vergangenheit sexuell missbraucht zu haben. Ihre Enthüllungen haben in der internationalen Presse unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen, darunter heftige Kritik. Sie wurden beschuldigt, all die Jahre aus Angst um ihre Karriere geschwiegen zu haben. Wie fühlen Sie sich nach all dem?"

Asia Argento, Schauspielerin:

"Das hat mich sehr getroffen, aber gleichzeitig hat es mir mehr Kraft gegeben. Denn wenn du Opfer solcher Ungerechtigkeiten bist, hast du zwei Möglichkeiten: Entweder du fällst in den Abgrund oder du gehst daraus wie ein Phönix mit noch mehr Kraft hervor. Ich möchte klarstellen, dass diese Anschuldigungen nur aus Italien kamen, während den Frauen in den USA, die sich zu Wort gemeldet und die Wahrheit erzählt haben, sofort geglaubt wurde"

Elena Cavallone, euronews:

"Bedauern Sie Ihre Entscheidung, diese Ereignisse angeprangert zu haben bzw. wenn Sie noch einmal die Wahl hätten, würden Sie es wieder tun?"

Asia Argento, Schauspielerin:

"Ich habe viele Schläge für meine Entscheidung einstecken müssen, meine Wahrheit zu erzählen. Aber für das Resultat, dass Frauen endlich gehört werden und ihnen geglaubt wird, hat es sich gelohnt."

Elena Cavallone, euronews:

"Sie sind eine berühmte Schauspielerin und eine international renommierte Regisseurin, aber eine Frau, eine normale Frau."

Asia Argento, Schauspielerin:

"Wollen Sie damit sagen, ich bin keine normale Frau? Denken Sie, ich habe nicht riskiert, meinen Job zu verlieren? Meinen Sie, es geht bei all dem nur um die Unterhaltungsindustrie? Belästigung findet überall statt: Diese Revolution betrifft nicht nur das Showbusiness. Belästigung kann überall geschehen, auch hier im Europäischen Parlament. Deswegen ist es eine Revolution, die alle betrifft, auch Sie."

Elena Cavallone, euronews:

"Wie bringt man als Frau den Mut auf, die Missbräuche anzuprangern, die man von Personen in Machtpositionen erleidet?"

Asia Argento, Schauspielerin:

"Ich habe die Kraft dank anderer Frauen gefunden, das ist die Bedeutung von "MeToo": Nur mit Empathie und Identifikation ist diese Rebellion möglich, dass man den Mut findet, die Monster anzuprangern, die versuchen, uns unsere Menschlichkeit zu nehmen."

Elena Cavallone, euronews:

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"Viele Schauspielerinnen haben Weinstein des Missbrauchs beschuldigt, es gibt in den USA viele Fälle, die untersucht werden. Der Anwalt des amerikanischen Produzenten sagte, dass er im Falle eines Prozesses vor Gericht erklären werde, dass einvernehmlicher Sex um die Karriere anzukurbeln, nicht als Vergewaltigung angesehen werden kann. Was sagen Sie dazu?"

Asia Argento, Schauspielerin:

"Das sind die absurden Argumente von den Rechtsanwälten dieser Monster, die natürlich leugnen, den Frauen diese Dinge angetan zu haben. Wenn es 100 Frauen gibt, die sagen, dass sie das Gleiche erlebt haben, vom selben Monster, auf die gleiche Weise, dann kann man nicht davon sprechen, dass das alles "Couch-Castings" waren, wie sie es nennen. Nein, das waren echte Missbräuche. In meinem Fall zum Beispiel hatte ich nach der Vergewaltigung keinen Vorteil, meiner Karriere war das nicht förderlich. Ich habe nicht mehr mit ihm gearbeitet."

Elena Cavallone, euronews:

"Sie haben Berlusconi und die Macho-Mentalität, die er verkörpert, kritisiert. Die italienische Öffentlichkeit war dem ehemaligen Ministerpräsidenten und seinen sexuellen Skandalen gegenüber eher nachsichtig. Glauben Sie, dass ihr Aktivismus daran etwas verändert hat, dass sich die öffentliche Meinung gegenüber Berlusconi gewandelt hat?"

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Asia Argento, Schauspielerin:

Berlusconi ist sicherlich das Symbol dafür, wie das Patriarchat in Italien von allen toleriert und vom Rest der Welt als etwas fast Lustiges oder Lächerliches empfunden wird. Meiner Meinung nach ist es weder lustig noch lächerlich. Berlusconi hat in Italien diese Schweinerei angerichtet, uns dazu gebracht, diese Frauenverachtung zu verinnerlichen. Wir haben die Belästigung normalisiert, und Frauen werden dazu gebracht, zu denken, dass sie in gewisser Weise selbst schuld sind, das hätten die Männer gern.

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