Ein Stück Deutschland in der Schweiz - Enklaven in Europa

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Von Vincent Coste
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Büsingen am Hochrhein ist die einzige deutsche Enklave in der Schweiz, ein Ort in Baden-Württemberg umringt von eidgenössischem Gebiet. Wo sonst gibt es europäische Enklaven?

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Die EU, das sind 28 Länder, die eigentlich unter einer Flagge vereint sind und gemeinsam für Stabilität, Wachstum und demokratische Werte eintreten. Doch ab dem 27. März 2019 werden es nur noch 27 Staaten sein, denn dann sagt Großbritannien nach dem Brexit-Votum der EU Bye-bye.

Fast überall in Europa sind EU-skeptische populistische Parteien auf dem Vormarsch.

Und an vielen Stellen in Europa gibt es kleine Enklaven, ganz besondere Stellen mit geteilten Gebieten, Enklaven, die so richtig in kein Raster passen, die zwischen die Grenzen gefallen sind.

Wir werfen den Blick auf einige sehr interessante Beispiele, deren Lage Sie auf der Karte sehen können.

Llívia - zwischen Frankreich und Spanien

Llívia, das sind 13 Quadratkilometer zwischen Girona in der spanischen Region Katalonien und dem französischen Département Pyrénées-Orientales (in den französischen Pyrenäen). 1.300 Menschen leben heute in Llívia. Schon 3.000 vor Christus wurde Llívia im Römischen Reich unter Julius Caesar erwähnt - unter dem Namen Lulia Lybica.

Karl V. - Kaiser des Heiligen Römischen Reichs - verlieh Llívia den Status einer Stadt.

Und obwohl die Region um Llívia herum französisch wurde, blieb die Stadt spanisch - bis heute.

Noch heute gibt es manchmal Streit mit historischen Wurzeln: So wurde vor Jahrhunderten festgelegt, dass es eine freie Verbindung von Frankreich nach Spanien geben muss. Deshalb protestieren einige Bewohner regelmäßig dagegen, dass im Kreisverkehr Stoppschilder stehen, da diese - vermeintlich - den freien Verkehr behindern. So nennen einige Zeitungen Llívia auch das "gallische Dorf".

Baarle-Nassau und Baarle-Hertog - zwischen den Niederlanden und Belgien

Komplizierter geht nimmer:Baarle ist ein Grenzort zwischen den Niederlanden und Belgien, die Stadtgrenze geht mitten durch die Stadt - sogar mitten durch einige Gebäude. In einigen Restaurants wurden die Stühle auf der niederländischen Seite früher hochgestellt und die Gäste konnten auf die belgische Seite der Kneipe umziehen, als in den Niederlanden die Restaurants früher geschlossen wurden.

Die Grenze ist zum Teil mit Kreuzen auf die Straße gemalt. In vergangenen Jahrzehnten gab es sogar Schmuggel zum Beispiel von Butter von der einen Seite der Grenz auf die andere. Weil Frauen an der Grenze sind gefilzt werden durften, sollen die Grenzbeamten sie vor Heizungen gestellt haben - bis die Butter schmolz...

Der belgische Teil Baarle-Hertog oder auf französisch Baerle-Duc gehört zur Region Antwerpen und besteht insgesamt aus 24 separaten Landstücken, die fast alle von den Niederlanden umringt sind. Abgesehen vom Hauptgebiet Zondereigen nördlich der belgischen Gemeinde Merksplas befinden sich 20 belgische Exklaven innerhalb der niederländischen Hauptgrenzen und drei andere Gebiete dicht an der niederländisch-belgischen Grenze. Innerhalb der belgischen Exklaven liegen wiederum sieben niederländische Enklaven, davon sechs im größten belgischen Gebiet und eine siebte im zweitgrößten. Eine achte niederländische Enklave gehört zu in Zondereigen.

Baarle-Nassau ist eine Gemeinde der niederländischen Provinz Nordbrabant mit 6803 Einwohnern.

Entdecken Sie die Region in einer exklusiven 360-Grad-Reportage.

Campione d'Italia - zwischen Italien und der Schweiz

Der Ort Campione d'Italia gehört zur italienischen Lombardei, aber er ist umzingelt vom Schweizer Kanton Tessin. Hier wird in Schweizer Franken bezahlt, die Autos haben Schweizer Kennzeichen, das Telefonnetz ist schweizerisch - mit Schweizer Nummern und einer Vorwahl für Italien -, und der Ort mit knapp 2.000 Einwohnern gilt als Steueroase. Häuser am See sind sehr beliebt - dafür gibt es kaum Mietwohnungen.

Der in Deutschland bekannteste Einwohner von Campione d'Italia ist der Schauspieler Mario Adorf.

Haupteinnahmequelle von Campione d'Italia war lange Jahre lang das Casino. Die Internetseite des Casinos gibt es auf Italienisch, Englisch, Chinesisch und Russisch. Doch inzwischen schreibt das Casino rote Zahlen, und einige Bürger von Campione d'Italia träumen davon, sich ganz der Schweiz anzuschließen.

Dass Campione d'Italia weiterhin zu Italien gehört geht auf die Geschichte zurück, in der die Ordensbrüder im Sankt Ambrosiuskloster weiterhin zu Mailand und nicht zur Schweiz gehören wollten.

Büsingen am Hochrhein - zwischen Deutschland und der Schweiz

Neben Camptione d'Italia ist Büsingen am Hochrhein die zweite Schweizer Enklave, es ist die einzige deutsche Exklave, die völlig vom Gebiet eines anderen Staates umringt ist.

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Büsingen am Hochrhein hat gleich zwei Postleitzahlen: eine deutsche 78266 und eine schweizerische 8238 - und zwei Telefon-Vorwahlen. Die offizielle Währung ist der Euro, aber de facto kann man auch in Schweizer Franken bezahlen.

Der örtliche Fußballclub FC Büsingen hat den Slogan #Mehralsein Fussballverein und ist einzigartig: "Wir sind der deutsche Fussballverein in der Schweiz und der schweizerische Fussballclub in Deutschland."

Büsingen am Hochrhein in Baden-Württemberg hat nur etwa 1.400 Einwohner, aber ein eigenes Auto-Nummernschild BÜS.

Xylotymbu und Ormídia - im geteilten Zypern

In der Region Larnaca auf der zwischen der Republik Zypern im Süden und dem von der Türkei beanspruchten Norden der Insel liegen die Dörfer Xylotymbu und Ormidia. Doch ihre Situation ist bestimmt von der Kolonialgeschichte der Insel, denn erst seit 1960 ist Zypern unabhängig.

Verkompliziert wird die Situation von Xylotumbu und Ormidia dadurch dass Großbritannien dort zwei zum Vereinigten Königreich gehörende Militärbasen errichtet hat: Akrotiri und Dhekelia. Eigentlich sollte auf dem militärischen Sperrgebiet niemand wohnen. Daher sind die beiden Ort umzingelt von britischem Territorium. Übrigens findet Zypern, dass Großbritannien keinerlei Ansprüche mehr hat, weil die Briten seit Jahren nicht mehr für die Nutzung der Militärstützpunkte zahlen. Die Republik Zypern behauptet, die Briten schuldeten ihnen Millionen.

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