Facebook: Datenaffäre und kein Ende

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Die Datenaffäre bei Facebook spitzt sich weiter zu. Äußerungen aus der britischen Analysefirma Cambridge Analytics erhöhten den Druck. US-Aktionäre werfen Facebook Irreführung beim Schutz von Nutzerdaten vor und klagen. Gründer Mark Zuckerberg soll im britischen Parlament aussagen

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Die Datenaffäre bei Facebook spitzt sich weiter zu. Äußerungen aus der britischen Analysefirma Cambridge Analytica erhöhten den Druck auf das weltgrößte Internet-Netzwerk. Aktionäre reichten bei einem Bundesgericht in San Francisco eine Klage ein. Sie werfen Facebook Irreführung hinsichtlich der Fähigkeiten beim Schutz von Nutzerdaten vor. Weitere Klagen von Anteilseignern könnten folgen – etwa wegen Zurückhaltung kursrelevanter Informationen.

Ein ehemaliger Mitarbeiter von Cambridge Analytica, Christopher Wylie, hatte als Whistleblower den Stein ins Rollen gebracht. Die Firma hat inzwischen ihren Chef suspendiert. In einem heimlich gefilmten Video hatte Alexander Nix mit Erpressungstaktiken geprahlt. Ihm zufolge soll die Online-Kampagne der Firma eine entscheidende Rolle beim Sieg von US-Präsident Donald Trump bei den Präsidentschaftswahlen 2016 gespielt haben. Cambridge Analytica soll die Informationen von 50 Millionen Facebook-Nutzern vermutlich illegal abgegriffen und genutzt haben („New York Times“, "Guardian"), um Wahlentscheidungen zu beeinflussen.

Um sie zu sammeln, wurde demnach eine Umfrage zu Persönlichkeitsmerkmalen aufgesetzt, die bei Facebook als wissenschaftliche Forschung angemeldet wurde. Etwa 270.000 Menschen haben die Anwendung laut Facebook runtergeladen. Die Daten gingen dann offenbar ohne Wissen der Nutzer an Cambridge Analytica.

In einem heimlich mitgeschnittenen und vom britischen Sender Channel 4 ausgestrahlten Gespräch sagte Nix, er habe Trump “mehrmals” getroffen. Seine Firma habe für den Republikaner die gesamte Recherche, Analyse und Ansprache von Wählern für Online- und TV-Kampagnen verantwortet. Unterdessen ging Cambridge Analytica selbst auf Abstand und erklärte, Nix repräsentiere nicht das Unternehmen, was auch die Suspendierung zeige.

Das Unternehmen war am Wochenende von Facebook ausgesperrt worden. Cambridge Analytica habe unrechtmäßig erhaltene Nutzerdaten entgegen früheren Zusicherungen nicht gelöscht, erklärte das Online-Netzwerk zur Begründung.

Die britische Datenschutzbehörde nahm Ermittlungen gegen Cambridge Analytica auf. Sie beantragte einen Durchsuchungsbefehl für die Londoner Zentrale.

BRITISCHES PARLAMENT LÄDT FACEBOOK-CHEF ZUCKERBERG VOR

Das britische Parlament will Facebook-Chef Mark Zuckerberg in der Affäre anhören. Der Ausschuss für Digitales und Medien lud Zuckerberg offiziell zu einer Anhörung vor. Der Ausschussvorsitzende Damian Collins schrieb dem Gründer des Netzwerks, das Gremium wolle dessen eigene Darstellung zu dem „katastrophalen Vorgang des Versagens“ hören.

Der Ausschuss habe den Internetkonzern mehrfach aufgefordert darzulegen, wie Nutzerdaten gesammelt und gespeichert würden, besonders wenn das ohne Einverständnis der Nutzer gemacht werde. „Ihre offiziellen Antworten haben das Risiko stets heruntergespielt und waren irreführend“, so Collins.

MILLIARDENVERLUST AN DER BÖRSE

Unterdessen ging es für Facebook auch an der Börse weiter abwärts. Anleger befürchten, dass die Datenaffäre den Ruf von Facebook beschädigt und damit Werbekunden sowie Nutzer abschreckt. Zudem hat der Skandal weltweit Behörden und Politiker auf den Plan gerufen, die eine stärkere Überwachung des US-Konzerns fordern. Am Dienstag verlor die Aktie 2,5 Prozent. Facebook hat damit allein in dieser Woche fast 50 Milliarden Dollar (rund 40 Milliarden Euro) Marktwert eingebüßt.

Sigrid Ulrich mit dpa, Reuters

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