Grenzvorfall: Italien bestellt Frankreichs Botschafter ein

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Von Euronews
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Ein Einsatz bewaffneter französischer Zollbeamter bei einer Hilfsorganisation für Migranten im italienischen Grenzort Bardonecchia hat in Italien Empörung ausgelöst

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Ein Einsatz bewaffneter französischer Zollbeamter bei einer Hilfsorganisation für Migranten in Italien hat dort Empörung ausgelöst. Die Franzosen hatten einen Nigerianer im Bahnhof des italienischen Grenzortes Bardonecchia zu einem Drogentest aufgefordert. Dabei hätten die fünf Einsatzkräfte auch Mitarbeiter der Hilfsorganisation bedroht, die in dem Bahnhof Migranten betreuen, wie die Organisation
"Rainbow4Africa" erklärte. Sie unterstützt damit Migranten, die sich – auch im Winter - über die Alpen auf den Weg nach Frankreich machen.  Das italienische Außenministerium bestellte den französischen Botschafter ein, um gegen den "schwerwiegenden" Vorfall zu protestieren, der weit über die normale "Zusammenarbeit zwischen Nachbarstaaten" hinausgehe.

Francesco Avato, Bürgermeister von Bardonecchia:

"Ich bin enttäuscht, sie können sich doch nicht benehmen wie Elefanten im Porzellan-Laden, besonders in einem Porzellanladen, der ihnen nicht gehört. Sie können ihre Arbeit machen, sie können das in Frankreich tun, an anderen Orten, aber nicht in einer Einrichtung, die sich einer äußerst heiklen Arbeit widmet, die in Frieden weitergehen muss."

Die französische Regierung wies die Anschuldigungen zurück. Im Bahnhof Bardonnechia gebe es einen Raum, der dem französischen Zoll auf Grundlage einer Vereinbarung von 1990 zur Verfügung gestellt sei. Der werde seit einigen Monaten auch von der Hilfsorganisation genutzt. Die Beamten hätten darum gebeten, die Sanitäranlagen zu nutzen, was ihnen auch gestattet worden sei.

Die französische Botschaft in Rom veröffentlichte eine Stellungnahme des französischen Haushaltsministers Gérald Darmanin, der für den Zoll zuständig ist. Die Zollbeamten aus dem französischen Grenzort Modane hatten demnach am Freitagabend Fahrgäste in einem TGV von Paris nach Mailand kontrolliert. Der Nigerianer, den sie des Drogenschmuggels verdächtigten, stimmte den Angaben zufolge einem Urintest zu. Aus "Respekt" vor dem Betroffenen hätten die Beamten abgewartet, bis der Zug in den Bahnhof von Bardonecchia einfuhr, und den Mann in die Räumlichkeiten der Hilfsorganisation gebracht, wie es in der Mitteilung weiter heißt. Der Drogentest war den Angaben zufolge negativ.

Die italienischen Behörden erklärten dagegen, die italienische Bahn habe den französischen Zoll kürzlich darüber informiert, dass die Einrichtung für die Franzosen nicht mehr zugänglich sei, weil sie nun von der Hilfsorganisation genutzt werde. Das Verhalten der französischen Zollbeamten sei daher "inakzeptabel".

Migranten, die das Mittelmeer überquert haben und in Italien angekommen sind, versuchen manchmal, Frankreich zu erreichen, indem sie die italienischen Alpen überqueren - auch bei Schnee oder schlechtem Wetter.

su mit dpa, AFP

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