Viele dürfen bleiben: 1.429 Asylanträge von Türken in Deutschland 2018

Viele dürfen bleiben: 1.429 Asylanträge von Türken in Deutschland 2018
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Von Euronews mit dpa
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Allein seit Jahresbeginn haben 1.429 Türken Asyl in Deutschland beantragt. Seit 2016 sind es 15 654.

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Etwa 42 Prozent der Türken, die Asylanträge in Deutschland stellen, dürfen bleiben. Alleine in den ersten beiden Monaten 2018 waren es 1429 Anträge laut BAMF, dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge

Seit 2016 haben 15 654 Türken in Deutschland Asyl beantragt, Tendenz steigend. 2017 waren es an die 8.500, im Jahr davor 5.700.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan geht seit dem Putschversuch vom Juli 2016 mit sogenannten "Säuberungen" gegen Kritiker vor. Rund 150 000 Staatsbedienstete wurden suspendiert oder entlassen, 50 000 Menschen sind inhaftiert.

In einigen Fällen stellte sich erst nach mehr als einem Jahr heraus, dass die beschuldigten sich nichts hatten zu Schulden kommen lassen. Eine der vielen tragischen Geschichten war der Fall eines Lehrers, der sich das Leben genommen hatte, als sein Familie den Brief bekam, dass er retabliert werde und in den Schuldienst zurückkehren dürfe.

Das Leben ist aber auch für Türken, die es nach Deutschland geschafft haben nicht einfach.

*Misstrauen ist ein Zustand, mit dem wir jetzt seit zwei Jahren leben müssen*, sagt Selina (40), die in der Türkei Geschäftsführerin war. Dass lasse sich auch nach einigen Wochen in Deutschland nicht einfach abschütteln. *Wir wurden bespitzelt, haben gute alte Freunde verloren, wurden denunziert als angebliche Gülen-Anhänger.* Selina sorgt sich um den ältesten Sohn, der in der Türkei noch Abitur macht.

Murat sagt, er habe sich als Jurist gegen den Abbau demokratischer Prinzipien positioniert, was wohl Grund für seine Verfolgung sei. Auch die Flüchtlinge aus der Türkei hierzulande bildeten keine einheitliche Gruppe. Es gebe starke Differenzen.

Ähnlich sieht es der geflüchtete Lehrer Canan A., der unweit von Düsseldorf lebt. Kontakte zu "oppositionellen Kreisen", die in Deutschland gestrandet seien, suche er nicht. Praktische Unterstützung - etwa bei der Anerkennung seines akademischen Abschlusses - komme auch von den Kirchen. "Mir wird viel von der Diakonie geholfen."

Netzwerke mit vertrauensvollen Helfern werde es überall in Deutschland noch länger brauchen, meinen die beiden deutsch-türkischen Journalisten Hüseyin Topel und Fatih Aktürk. Eine politische Wende in Ankara sei nicht in Sicht. Daran ändere auch die Freilassung von WELT-Korrespondent Deniz Yücel nichts. Beide Reporter riskieren weiterhin keine Reise in die Türkei: "Wer sich kritisch über Regierung oder Regierungsmitglieder äußert, wird zum Landesverräter gestempelt", sagt Topel. Ihr Ziel bleibe: "Erdogans scharfe Rhetorik, Symbolpolitik und gefälschte Informationen in gleichgeschalteten Medien mit Fakten demaskieren."

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