Deutsche Bank: Neuer Chef Christian Sewing soll es richten

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Von Euronews
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Die Deutsche Bank bekommt den dritten neuen Chef in sechs Jahren: Auf John Cryan folgt - nach drei Verlustjahren in Folge – Christian Sewing, einer seiner Stellvertreter und seit Jahrzehnten bei der Bank. Er will "harte Entscheidungen treffen und umsetzen” und fordert eine neue “Jägermentalität"

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Die Deutsche Bank bekommt den dritten neuen Chef in sechs Jahren : Auf John Cryan (57) folgt - nach drei Jahren mit Verlusten in Folge – ab sofort Christian Sewing (47), einer seiner Stellvertreter und seit Jahrzehnten bei der Bank.

Der neue starke Mann - im Risikomanagement, der internen Revision und als Leiter des Privatkundengeschäfts aktiv - machte am Tag nach seiner Berufung klare Ansagen: In einem Brief an die knapp 100.000 Beschäftigten der Bank forderte er eine neue “Jägermentalität”, um der Konkurrenz Kunden abzunehmen und verlorene Marktanteile zurückzugewinnen. Zudem werde er “harte Entscheidungen treffen und umsetzen”.

Robert Halver, Baader Bank, Frankfurt:

„Der Aktienmarkt reagiert bisher positive auf den Führungswechsel bei der Deutschen Bank, nach deme Motto: „Neue Besen kehren gut“. Mit Herrn Sewing kommt ein Visionär jetzt, der operativ was machen muss, nachdem Herr Cryan als Abrissbirne das zerschlagen hat, was keine Rendite mehr bringt. Aber dennoch wird natürlich der zukünftige Weg der Deutschen Bank enorm schwierig, weil sie sich jetzt in Geschäftsfeldern tummelt, die andere auch beherrschen.“

KNACKPUNKT KAPITALMARKTGESCHÄFT

Alles ist gespannt, wie stark das Kapitalmarktgeschäft - einst Ertragsperle der Bank - künftig noch sein wird. Das Institut hat bereits damit begonnen, diese Aktivitäten im Handel mit Aktien, Anleihen, Devisen und Rohstoffen auf den Prüfstand zu stellen - vor allem in den USA. Sewing machte klar, dass die gesamte Bank, aber vor allem die Investmentbanker, den Gürtel künftig enger schnallen müssen. Das Führungsteam werde nicht mehr akzeptieren, dass Ziele auf der Kosten- und Ertragsseite verfehlt würden.

«Die bereinigten Kosten dürfen dieses Jahr 23 Milliarden Euro nicht übersteigen. Das ist nicht verhandelbar», betonte Sewing. Die Bank müsse wieder schneller werden: «Wir werden deshalb unsere internen Prozesse daraufhin überprüfen, dass wir Bürokratie oder Doppelarbeiten beseitigen.»

Zu Vizechefs wurden Rechtsvorstand Karl von Rohr und Kapitalmarktvorstand Garth Ritchie ernannt.)

Cryan war im Sommer 2015 von Achleitner als Sanierer an der Konzernspitze installiert worden. Der Brite drückte beim Abbau teurer Rechtsstreitigkeiten aufs Tempo, brachte die Integration der Postbank
und den Börsengang der Fondstochter DWS auf den Weg. Die Schwäche im Kapitalmarktgeschäft - dem einstigen Gewinnbringer der Bank - konnte in Cryans Amtszeit aber nicht überwunden werden. Drei Jahre in Folge schrieb die Bank rote Zahlen - dies allerdings auch wegen der Belastungen aus juristischen Streitigkeiten und der US-Steuerreform.

CRYAN WOLLTE BLEIBEN

Cryan, der einen Vertrag bis 2020 besaß, hatte sich noch kurz vor Ostern mit einer kämpferischen Botschaft an die Belegschaft gewandt und klargemacht, dass er bleiben will. Nun verlässt er die Bank Ende April.

Aufsichtsratschef Paul Achleitner übte Kritik an Cryan. Es habe gehapert «bei der Geschwindigkeit,
wie der Vorstand Entscheidungen trifft und deren Umsetzung durchsetzt», sagte er («Frankfurter Allgemeinen Zeitung»).

An der Börse kamen Sewings Worte gut an: Die Deutsche-Bank-Aktie legte in der Spitze um mehr als vier Prozent zu, im Laufe des Tages bröckelten die Gewinne jedoch ab. Vor einem Jahr noch bei 17 Euro, war der Aktienkurs vergangene Woche unter 11 Euro gerutscht.

su mit dpa, Reuters

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