#Keychange - Mehr Frauen braucht die Musik

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Von Anja Bencze
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Wie lässt sich die männerdominierte Domäne Musik emanzipieren? Mit einer Frauenquote - 50% bis 2022. Dazu haben sich bereits über 60 Festivals verpflichtet.

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Viele internationale Musikstars sind Frauen. Dennoch ist die Musikindustrie nach wie vor eine von Männern dominierte Domäne. Aber das soll sich demnächst ändern.

Geschlechtergleichheit war eines der Themen auf der diesjährigen Tallinn Music Week. Das Festival gehört zu den Mitbegründern der "Keychange" Initiative, der sich bereits mehr als 60 Festivals angeschlossen haben. Bis 2022 soll Geschlechtergleichheit auf internationalen Popkonzertbühnen und bei Festivalkonferenzen herrschen. Das Reeperbahn-Festival in Hamburg und die BBC Proms in London sind unter anderem dabei, sogar ein Festival für zeitgenössische Musik.

Außerdem erhalten 60 Frauen aus ganz Europa (30 aufstrebende Musikerinnen und 30 innovative Branchenvertreterinnen) in den kommenden zwei Jahren die Möglichkeit, ein internationales Netzwerk aufzubauen und so die Rahmenbedingungen für Frauen in der Musikindustrie nachhaltig zu verbessern.

Bei insgesamt sieben internationalen Festivals wird Keychange in den kommenden Monaten eine Reihe von Showcases, Diskussionen, Kollaborationen und Kreativlabore abhalten, den Schlusspunkt setzt 2019 eine Veranstaltung im Europäischen Parlament in Brüssel, bei der die Teilnehmerinnen ein Manifest der Veränderung präsentieren werden

Das von der EU geförderte Programm wurde von der britischen PRS Foundation initiiert. Deren Leiterin Vanessa Reed ist ein glühende Verfechterin des Projekts.

Vanessa Reed, CEO PRS Foundation: "Der Gedanke hinter Keychange ist, dass wir wirklich talentierte Frauen zusammenbringen wollen, aus sechs verschiedenen europäischen Ländern. Sie können auftreten und gemeinsam Ideen austauschen, eine Art kreatives Labor. Dann können sie ihre Ideen ausprobieren."

"Man fühlt sich einsam, sehr einsam!"

Eine von ihnen ist die junge Sängerin Suzi Wu aus London. Sie war zunächst skeptisch und fragte sich, ob ein solches Projekt überhaupt einen Sinne mache. Doch dann traf sie beim Workshop auf der Music Week in Tallinn erstmals mit 30 anderen Keychange-Teilnehemerinnen zusammen - und war beeindruckt von dem Gefühl der "Schwesternschaft".

Suzi Wu: "Ein paar der Frauen haben Kinder. Eine geht sogar mit ihrem Baby auf Tour. Das finde ich fantastisch. Zusammen sind wir stark. Ich bin seit vier Jahren im Musikgeschäft, seit ich 16 bin. Ich habe nicht mit vielen Frauen zusammengearbeitet, vielleicht zwei, höchstens drei, und wenn dann nur mal einen Tag lang. Man fühlt sich einsam, sehr einsam."

Garantiert nicht einsam werden sich die Besucherinnen des Statement Festivals fühlen, das erstmals in diesem Sommer stattfinden wird, sagt die schwedische Humoristin Emma Knyckare. Dabei handelt es sich um eine "cis-männerfreie" Veranstaltung, oder besser gesagt, ein Festival nur für Frauen, Trans- und nicht-binäre Menschen. Auf die Idee kam Knyckare, als im vergangenen Sommer die Medien über Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe auf mehreren schwedischen Musikfestivals berichteten.

Manche machten den Alkoholkonsum dafür verantwortlich, andere hielten ausländische Festivalbesucher für die vermeintlichen Übeltäter. Darüber ärgerte sich Emma Knyckare dermaßen, dass sie einen folgenschweren Tweet absetzte.

Ein Festival ohne Männer?

Emma Knyckare: "Ich trank ein Glas Wein und fragte mich, was das eigentliche Problem sei. Für fast hundert Prozent der sexuellen Gewalt ist ein Mann verantwortlich. Was, wenn wir also bei einem Festival die cis-Männer einfach außen vor lassen, bis sie gelernt haben, sich zu benehmen?

Genau das twitterte ich, legte mich ins Bett und dachte nicht weiter darüber nach. Denn ich bin eine schwedische Humoristin und sage schnell mal, was ich denke. Am nächsten Tag rief die Presse bei mir an, und eine Riesendebatte wurde angestoßen."

Das Interesse war so groß, dass Emma Knyckare schließlich ernsthaft beschloss, ein solches Festival ins Leben zu rufen.

Am letzten Augustwochenende wird es in Göteborg stattfinden, in Eigenregie organisiert und über Crowdfunding finanziert.

Mit dem Vorwurf, sie diskriminiere gegen Männer, sagt Emma, sie wolle eigentlich nur bei einem Festival in Ruhe ein Bier trinken können und sich keine Sorgen machen müssen, angegriffen zu werden.

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