OPCW-Experten in Duma

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Die Experten zur Untersuchung des mutmaßlichen Giftgasangriffs in der syrischen Stadt Duma sind in Ostghouta eingetroffen. Tagelang war ihre Reise verzögert worden, zehn Tage nach den Ereignissen könnten Beweise längst vernichtet sein

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Die Experten zur Untersuchung des mutmaßlichen Giftgasangriffs in der syrischen Stadt Duma sind in Ostghouta eingetroffen. Tagelang war ihre Reise verzögert worden, zehn Tage nach den Ereignissen könnten Beweise längst vernichtet sein. Der Westen beschuldigt die syrische Staatsführung, in Duma international geächtete Chemiewaffen gegen die Bevölkerung eingesetzt zu haben. Bei dem Angriff wurden nach Angaben örtlicher Helfer mindestens 40 Menschen getötet.

Dr Ralf Trapp, Ermittler aus dem Team der Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW):

"Wir versuchen, Umweltproben in dem Bereich zu nehmen, in dem eine chemische Waffe eingeschlagen ist, also eine Trümmerprobe. Wir versuchen auch, Waffenteile oder Rückstände davon zu finden. Dann kann man noch biologische Proben von den Opfern nehmen, und es gibt ja angeblich auch Leichen, da kann man dann Autopsieproben nehmen.“

"INSZENIERUNG DES WESTENS"?

In der Nacht zum Samstag hatten die USA, Frankreich und Großbritannien mehrere Standorte der syrischen Chemiewaffenproduktion bombardiert. Die syrische Regierung und ihre Verbündeten Russland und Iran werfen dem Westen vor, ohne eine unabhängige Bestätigung der Vorwürfe gehandelt zu haben. Sie bezeichnen den Giftgasangriff als "Inszenierung des Westens".

Sergej Lawrow, russischer Außenminister:

„Wir verlieren im Grunde die letzten Reste an Vertrauen in unsere westlichen Freunde, die es vorziehen, auf der Grundlage einer sehr seltsamen Logik zu arbeiten. Sie bestrafen zuerst in Duma in Syrien und warten dann darauf, dass die Inspektoren der OPCW den Ort aufsuchen und inspizieren.“

BEWEISE VERNICHTET?

Bei den Mitgliedern der westlichen Militärkoalition wuchs gleichzeitig die Sorge, dass die Spuren des Giftgasangriffs inzwischen beseitigt sein könnten. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass Beweise und wesentliche Elemente verschwinden", warnte die französische Regierung, nachdem schon der britische Botschafter bei der OPCW sowie sein US-Kollege Syrien und Russland vorgeworfen hatten, die Arbeit der OPCW zu blockieren und den Ort des Anschlags zu manipulieren. Lawrow wies diese Vorwürfe zurück.

ISRAEL WARNT VOR KRIEG

Lawrows Ankündigung, man erwäge nach dem Angriff der Westmächte die Lieferung neuer Abwehrraketen des Typs S-300 an Syrien, ließ in Israel die Alarmglocken schrillen. Dies würde israelische Angriffe auf iranische oder Hisbollah-Ziele künftig deutlich erschweren. Israel hat die große Sorge, dass es nach dem von US-Pràsident Donald Trump angekündigten Abzug der US-Truppen aus Syrien allein mit einem militärischen Vorposten seines Erzfeinds Iran direkt vor der Haustür zurückbleiben könnte. Der ehemalige nationale Sicherheitsberater Jaakov Amidror betonte, Israel könne eine dauerhafte Präsenz seines Erzfeinds im nördlichen Nachbarland nicht dulden. «Wenn beide Seiten nicht nachgeben können, wird es zum Krieg kommen.»

TüRKEI, RUSSLAND, IRAN "FÜR POLITISCHE LÖSUNG"

Trotz des Militärschlags westlicher Staaten in Syrien wollen sich die Türkei, Russland und der Iran weiter um eine
politische Lösung im Bürgerkriegsland bemühen. Das hätten der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und der iranische Präsident Hassan Ruhani am Telefon bekräftigt, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu in der Türkei. Erdogan habe zudem betont, dass eine Zuspitzung der Spannungen vermieden werden müsse.

Russland und der Iran unterstützen die syrische Regierung von Baschar al-Assad, die Türkei dagegen die Rebellen. Das türkische Außenministerium hatte die Luftangriffe Frankreichs, der USA und

Großbritanniens vom Samstag als «angemessene Antwort auf den Chemiewaffenangriff» in Duma bezeichnet.

Trotz der gegensätzlichen Positionen im Bürgerkriegsland führen Russland, das NATO-Mitglied Türkei und der Iran im kasachischen Astana Gespräche zum Syrienkonflikt. Der französische Präsident Emmanuel Macron strebt Verhandlungen mit Moskau und Ankara an.

su mit dpa

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