"Mein kleiner Gladiator hat jetzt Flügel": Alfie ist tot

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Copyright REUTERS/Kacper Pempel/File Photo
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Von Kirsten Ripper mit dpa
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Der schwer kranke kleine britische Junge Alfie ist in der vergangenen Nacht in Liverpool gestorben. In Deutschland, und in Italien wäre er weiterbehandelt worden.

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"Mein kleiner Gladiator hat jetzt Flügel", schreibt der Vater von Alfie Evans aus Liverpool auf Facebook. Der schwer kranke 23 Monate alte Alfie ist in der Nacht zum Samstag im Kinderkrankenhaus in Liverpool gestorben. Das knapp zwei Jahre alte Kind erlag nach Angaben seiner Eltern um 3.30 Uhr (MESZ) seiner neurologischen Erkrankung.

Zwischen Ärzten und Eltern hatte es zuvor einen erbitterten Streit um das Leben des Jungen gegeben. Der Fall beschäftigte mehrere Gerichte, der Papst und die italienische Regierung wollten Alfie nach Rom holen, um ihn dort in einem Krankenhaus zu behandeln.

Die Ärzte in Liverpool meinten, Alfies Gehirn sei durch die nicht genau diagnostizierte Erkrankung geschädigt worden. Er konnte sich offenbar weder bewegen, noch sprechen oder hören. Die britischen Ärzte hielten lebenserhaltende Maßnahmen für sinnlos und stellten sie am vergangenen Montag ein. Zur Überraschung der Mediziner atmete der Junge von allein weiter, wie sein Vater sagte.

Die Eltern wollten, dass Alfie so lange wie möglich lebt. Viele Demonstranten unterstützen das Anliegen des jungen Paares, einige bedrohten sogar das Klinikpersonal. Die Polizei musste das Gebäude schützen. Im Internet wurden Spenden gesammelt. Kurz vor Alfies Tod zeigten sich die Eltern etwas versöhnlicher und wollten mit den Ärzten zusammenarbeiten, wie sie Donnerstagabend ankündigten.

Sogar der Papst hatte sich für Alfie eingesetzt. Die italienische Regierung setzte alle Hebel in Bewegung, um den Jungen ins vatikanische Kinderkrankenhaus Bambino Gesù zu bringen. Dies wurde von einem britischen Gericht allerdings untersagt. Alfies Vater hatte auch die Hoffnung geäußert, dass sein Sohn zumindest zu Hause gepflegt werden könnte. Das Krankenhaus zeigte sich aber skeptisch.

Der deutsche Experte Nikolaus Haas hatte vor dem Tod des Jungen scharfe Kritik am Umgang mit dem Fall in Großbritannien geübt. In Deutschland wäre Alfie "selbstverständlich auf Wunsch der Eltern weiterbehandelt worden", sagte der Professor für Kinderkardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin vom Universitätsklinikum München der Deutschen Presse-Agentur. Haas hatte im Auftrag eines britischen Gerichts ein Gutachten erstellt und eine Verlegung des Jungen in ein Krankenhaus in Deutschland, Italien oder nach Hause befürwortet.

Der Professor vermutet hinter der harten Haltung der britischen Mediziner auch die Furcht vor Kosten für das nationale Gesundheitssystem NHS durch ähnliche Fälle - und Arroganz. In Großbritannien herrsche eine Kultur, in der Entscheidungen von Ärzten und dem Gesundheitssystem schwer infrage gestellt werden könnten. Eine Heilung des Jungen hielt aber auch Haas für ausgeschlossen.

Der Fall von Alfie erinnert an den von Charlie Gard. Charlie, der einen extrem seltenen Gendefekt hatte, starb im vergangenen Sommer nach monatelangem juristischen Tauziehen in einem Hospiz.

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