Anschlag auf Journalisten in Kabul: "bereiten auf diese Situation vor"

Christophe Deloire, Generalsekretär Reporter ohne Grenzen
Christophe Deloire, Generalsekretär Reporter ohne Grenzen
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Von Euronews mit AP/dpa
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Mindestens neun Pressevertreter sind am Montag einem Anschlag in Afghanistans Hauptstadt zum Opfer gefallen. Vor der Taktik, die die Attentäter verfolgt haben, wurde lange schon gewarnt.

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Der Anschlag auf Journalisten in Afghanistan am Montag kommt für manche wenig überraschend. Die Reporter waren unvorsichtig, immer wieder wird vor genau diesem Anschlagsmuster gewarnt, bestätigt Christophe Deloire, Generalsekretär der Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen in Paris:

"Was geschehen ist, ist genau die Situation, auf die wir in unseren Trainings in Afghanistan vorbereiten. Ein erster Angriff dient unter anderem dazu, Journalisten anzulocken, auf die dann ein zweiter Anschlag verübt wird. Die Journalisten, die über den ersten Anschlag berichten wollen, werden zu Opfern des zweiten. Es war der schlimmste Anschlag seit dem Beginn des Afghanistankriegs 2001. Die Bedrohungslage ist dauerhaft sehr hoch. In vielen Provinzen werden Journalisten von der Gruppierung Islamischer Staat und den Taliban angegriffen. Einen so schweren Angriff hat es aber seit dem Beginn des Krieges 2001 noch nicht gegeben. Diesmal war es sogar schlimmer als 2016, als ein Bus des Senders Tolo News in Kabul angegriffen wurde und sieben Mitarbeiter getötet wurden."

Sieben Tote bei einem Anschlag, das ist mehr als die Hälfte der insgesamt 13 Opfer aus der Medienbranche vor zwei Jahren, von denen die afghanische Journalistenorganisation AJSC berichtet. Mit der Bluttat vom Montag könnte diese Marke im laufenden Jahr überschritten werden.

Der Reporter-ohne-Grenzen-Chef attestiert der afghanischen Regierung guten Willen, die Journalisten zu schützen. Einzig, es mangle an Ergebnissen. Deloire fordert einen Sondergesandten der Vereinten Nationen für die Sicherheit von Journalisten.

Bei dem Doppelanschlag in Kabul waren mindestens 25 Menschen getötet worden. Ein erster Angreifer sprengte sich an einem Kontrollpunkt in die Luft, ein zweiter mischte sich offenbar als Reporter verkleidet unter die heraneilenden Journalisten und riss weitere Menschen in den Tod.

Ein weiterer Anschlag in der Provinz Kandahar kostete mindestens elf Kindern das Leben. Der Angriff in der Nähe einer Moschee diente wohl einem ausländischen Militärkonvoi.

Weitere Quellen • AJSC

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