50 Jahre 68er-Bewegung: dynamisch aber kurzlebig

Medizinstudenten beteiligen sich im Mai 1968 an den Protesten.
Medizinstudenten beteiligen sich im Mai 1968 an den Protesten. Copyright Reuters
Von Euronews
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Die 68er-Bewegung wird 50 Jahre – auch in Frankreich, dem Mutterland der Revolution. Hier sprang der Funke relativ spät über, dafür fanden die Studenten und Arbeiter viele Unterstützer. Bei Auseinandersetzungen mit der Polizei werden sieben Menschen getötet und mehr als 200 verletzt.

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Paris vor 50 Jahren: Mai 1968: Studenten und Arbeiter gehen auf die Straße - Demonstrationen, die das Land verändern werden.

Die Gründe für die Proteste sind vielfältig. Der Vietnam-Krieg der USA politisiert junge Leute weltweit. In Deutschland und Frankreich kommen soziale und wirtschaftliche Umbrüche hinzu. Es geht es um einen Kampf gegen die Konsumgesellschaft und das kapitalistische System schlechthin.

Staat reagiert mit Härte Pompidou – sieben Tote

In Frankreich schließen sich Kommunisten und Sozialisten der Bewegung an. Auf dem Höhepunkt befinden sich Millionen Franzosen im Streik. Die Polizei versucht, die Unruhen mit Härte einzudämmen. Bei den Auseinandersetzungen werden sieben Menschen getötet, mehr als 2000 verletzt.

Während Arbeiter höhere Löhne fordern, wollen die jungen Menschen die Welt verändern, ein anderes Leben führen als ihre Eltern. Die Proteste legen nicht nur Frankreich zeitweise lahm. Andernorts zündete der 68er-Funke bereits früher, etwa in den USA, Großbritannien und Brasilien.

Pompidou pokert und gewinnt

In Frankreich übernehmen die Gewerkschaften zunehmend das Heft des Handelns. Sie fordern den Rücktritt von Präsident Charles de Gaulle. Doch er bleibt im Amt. Erst im Jahr darauf tritt er tatsächlich zurück.

Auch Ministerpräsident Georges Pompidou wird von der 68er-Bewegung nicht in die Knie gezwungen. Zwar schlägt er eine Auflösung der Nationalversammlung vor, was sich später aber als kluger Schachzug herausstellt. Aus der Neuwahl geht Pompidous Partei als klarer Sieger hervor. Die Linken verlieren die Hälfte der Sitze.

68er-Ikone Daniel Cohn-Bendit

Ein Gesicht der Proteste in Frankreich war der rothaarige Deutsch-Franzose Daniel Cohn-Bendit. Er saß später viele Jahre für die Grünen im EU-Parlament. In einem Interview sagte er damals: "Die Studentenproteste werden nicht aufhören, denn wir wollen eine neue Gesellschaft, die auf einem Arbeiterrat basiert. Ich weiß, dass jetzt nicht der richtige Moment dafür ist. Aber ich denke, dass es eine großartige wichtige Sache in Frankreich ist, dass die Menschen gelernt haben, durch Demonstrationen – sei es auf der Straße oder in der Fabrik - etwas verändern zu können. Das ist wichtig."

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