Von der Schubkarre auf das eigene Motorrad - Leben mit Behinderung im Iran

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Von Alexandra LeistnerPascale Davies
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Für Behinderte ist das Leben im Iran oft nicht einfach. Zahara Sedighi hat ihr Schicksal selbst in die Hand genommen.

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Menschen mit Behinderungen haben es oft schwer, geeignete Transportmittel zu finden. Aber eine Frau im Iran hat ihren eigenen Weg gefunden, um von A nach B zu kommen.

Seit Zahara Sedighi als junges Mädchen an Kinderlähmung erkrankte, kann sie nicht laufen. Wie viele andere Behinderte frustrieren sie die vielen Barrieren für Behinderte. 

Doch Zahara will hoffen und nicht warten, bis die Regierung etwas an ihrer Situation ändert. Kurzerhand entwarf sie ihr eigenes Motorrad, um sich in ihrer Stadt Mashhad im Südosten des Iran fortzubewegen.

"Ich kann den Bus nicht benutzen, ich kann kein Taxi finden. Es gibt keine anderen Verkehrsmittel für Behinderte in der iranischen Gesellschaft. Als Kind brachte mich meine Mutter in einer Schubkarre zur Schule," sagte sie zu Euronews.

Heute ist sie 39 Jahre alt.

Seit sieben Jahren fährt sie ihr Motorrad - und es hat ihr den Weg zur Arbeit, nach Hause und zur Universität wesentlich erleichtert. Aber einen Führerschein hat sie nicht.

Obwohl es kein formelles iranisches Gesetz gibt, das Frauen das Motorradfahren verbietet, lehnt die Polizei viele Genehmigungsanträge ab. Zahara kämpft seit Jahres dafür, eines Tages die offizielle Erlaubnis zu haben, damit sie sicherer durch die Stadt fahren kann.

Im Gespräch mit Euronews sagte sie, ein Polizist habe sein Bestes getan, um ihr einen Führerschein zu besorgen. Er versprach ihr, etwas zu tun, aber am Ende sagte ihr der Leiter der Verkehrspolizei, dass er keiner Frau eine Lizenz geben könne.

Barrieren abbauen

Im Iran gibt es über 1,3 Millionen behinderte Menschen, von denen vielen das Leben aufgrund fehlender Dienstleistungen und sowie politischer Entscheidungen erschwert wird.

Viele verbringen ihr Leben zu Hause und sind nur selten in den Städten unterwegs. 

Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer für Zahara und andere Behinderte.

Irans Vizepräsidentin für Frauen und auswärtige Angelegenheiten, Masoume Ebtekar, hat sich ihrer Situation angenommen. Jetzt wartet Zahara auf eine Antwort.

Ein neuer Gesetzesentwurf könnte ihr Schicksal ändern. Das so genannte "Umfassende Behindertenschutzgesetz" würde bei Zustimmung der Regierung Gebäude und Verkehrseinrichtungen verpflichten, Barrieren für Menschen mit Behinderungen zu beseitigen.

Der Gesetzentwurf soll noch in diesem Sommer im Parlament diskutiert werden.

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