Wie viel Geld geben Länder in Europa für Verteidigung aus?

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Von Emma BeswickAlexandra Leistner
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Rund 189 Euro werden weltweit durchschnittlich pro Jahr und pro Kopf für das Militär ausgegeben. Welches Land führt die Liste in Europa an?

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Die Rüstungsausgaben weltweit werden auf über 1,7 Billionen Dollar (1,4 Billionen Euro) geschätzt. Das geht aus einem neuen Bericht des Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) hervor.

Dies entspricht 2,2 % des weltweiten BIP, das wiederum entspricht 230 $ (etwas mehr als 189 €) pro Person, die jedes Jahr für das Militär ausgegeben wird.

Im Jahr 2017 führten die USA, China, Saudi-Arabien, Russland und Indien die Liste an. Sie machen zusammen 60 % der weltweiten Militärausgaben aus.

Dr. Aude Fleurant, Direktorin des SIPRI-Programms für Waffen und Militärausgaben, sagte gegenüber Euronews, dass der Zustand der Militärausgaben im Jahr 2017 "den Zustand der Welt widerspiegelt, mit vielen verschiedenen Trends in verschiedenen Regionen".

Während sich die Top-10-Länder nicht verändert haben, haben sich ihre Positionen innerhalb der Rangliste ein wenig verschoben.

Wie schlüsseln auf, wie viel Geld die europäischen Ländern im vergangenen Jahr für ihre Verteidigung ausgaben.

Mit 342 Milliarden Dollar (282 Milliarden Euro) machten die Militärausgaben in Europa 20 % der Gesamtausgaben aus - obwohl sie um 2,2 % niedriger waren als 2016.

Unterteilt nach Ost-, West- und Mitteleuropa machte der Westen den größten Teil dieser Summe aus (245 Mrd. $ oder 202 Mrd. €).

Die Ausgaben Russlands gingen stark zurück, während sie in Mittel- und Westeuropa - vor allem in Rumänien - stiegen. Mit 66,3 Milliarden Dollar waren die Militärausgaben Russlands 2017 um 20 % niedriger als 2016, der erste jährliche Rückgang seit 1998. "Die militärische Modernisierung bleibt eine Priorität in Russland, aber der Militärhaushalt wurde durch wirtschaftliche Probleme, die das Land seit 2014 erlebt hat, eingeschränkt", sagte Siemon Wezeman, ein leitender Forscher bei SIPRI.

Rumänien verzeichnete den größten Anstieg seit 2016 in der Region - und in der Welt - mit einem Anstieg der Ausgaben um 50 % auf 4 Mio. $ (3,3 Mio. €). Dieser explosionsartiger Anstieg ist darauf zurückzuführen, dass das Land mit der Umsetzung eines militärischen Beschaffungs-, Modernisierungs- und Expansionsplans begonnen hat, der von 2017-2026 laufen soll.

Veränderung von Ressourcen und Prioritäten

Europa insgesamt hat 2017 "relativ stabile" Ausgaben erlebt, so Fleurant, aber das könnte sich sehr schnell ändern.

Sie sieht Frankreich und Großbritannien als die beiden Hauptakteure. Beide Länder haben angekündigt, ihr Atomwaffenarsenal zu modernisieren, was "sehr kostspielig" wäre und die Ausgaben nach oben treiben würde.

Darüber hinaus könnten die "anhaltenden Spannungen" mit Russland dazu führen, dass die europäischen Länder versuchen, ihre Streitkräfte weiter zu stärken. Das gilt insbesondere für die baltischen Länder, die sich auf ein vermeintlichen Bedrohung durch Russlands fürchten.

Zudem deute diese Ausgabenstabilität nicht auf eine Periode des Friedens hin, sagte Fleurant, sondern auf eine Veränderung der Ressourcen und der Prioritäten der europäischen Länder.

Vier der 15 größten Militärausgaben der Welt kommen aus Westeuropa: Frankreich (Rang 6), Großbritannien (Rang 7), Deutschland (Rang 9) und Italien (Rang 12).

Frankreich ist zwar der größte Ausgabenträger der vier Länder im Jahr 2017, verzeichnete im vergangenen Jahr dennoch einen Rückgang von 1,9% im Vergleich zu 2016 verzeichnete. Die Regierung hatte zugesagt, den Militärhaushalt 2017 zu kürzen, um das Haushaltsdefizit des Landes zu reduzieren.

Die Militärausgaben Großbritanniens stiegen im Jahr 2017 um 0,5 % auf 47,2 Mrd. $ (39 Mrd. €), was einer Ankündigung der Regierung vom Mai 2017 entspricht, nachdem der Militärhaushalt mindestens um diesen Betrag über der Inflationsrate steigen würde.

Die Militärausgaben in Deutschland stiegen um 3,5 % auf 44,3 Mrd. $ (36,5 Mrd. €), den höchsten Stand seit 1999.

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Polen gab 2017 mit Abstand am meisten für seine Verteidigung aus.

Weitere Quellen • SIPRI

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