"Die humanitäre Situation wird immer unerträglicher"

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Von Monica Pinna
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Im Südsudan gibt es kein Ende des ethnischen Konflikts. Millionen Menschen sind auf der Flucht, viele Menschen hungern.

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Skelette verbrannter und explodierter Fahrzeuge säumen die Straßen im Südsudan. In Bentiu, der Hauptstadt des Bundesstaats Unity, kam es seit Beginn des Bürgerkriegs 2013 zu Auseinandersetzungen. Heute, nach einem Jahr relativer Ruhe, flammt der Kampf zwischen Regierungstruppen und Opposition wieder auf. Keine zehn Kilometer entfernt von diesem Lager für Binnenvertriebene wird gekämpft. Laut der lokalen Chefin der UN-Mission ist die neue Runde der Friedensgespräche, die diesen Monat in Äthiopien geplant ist, mit ein Auslöser für die neue Welle der Gewalt:

"Die Menschen wurden ein wenig politischer, weil sie sich positionieren wollten. Aber sie positionieren sich nicht nur politisch, sondern auch dort, wo sie Land besetzen. Denn wenn die neue Runde der Friedensgespräche mit der Umsetzung des Friedensabkommens beginnt, wird es um folgende Fragen gehen: Wo kommen Sie her, wen vertreten Sie und wo ist Ihr Territorium", so Hiroko Hirahara.

Kein Ende des ethnischen Konflikts

Der Bürgerkrieg geht in sein fünftes Jahr. Aktuell gibt es bewaffnete Konflikte in den Bundesstaaten Unity, Jonglei, Zentral-Äquatoria und im Obernil, aber auch im Westen des Landes könnten die Kämpfe laut Nichtregierungsorganisationen leicht wieder aufflammen.

Die humanitäre Situation ist katastrophal: Über zwei Millionen Menschen sind in Nachbarländer geflüchtet, im Südsudan selbst gibt es rund zwei Millionen Binnenvertriebene. Das Flüchtlingslager in Bentiu ist das größte im Land. Rund 120.000 Menschen leben dort unter UN-Schutz und dank der Unterstützung von NGOs, Organisationen wie UNICEF.

"Die humanitäre Situation wird immer unerträglicher. Es gibt Gebiete, die wochenlang abgeschnitten sind. Seit 2013 haben 100 humanitäre Helfer ihr Leben verloren, und die Situation für die Zivilbevölkerung ist noch schlimmer. Sie sind mit Gewalt konfrontiert, in den letzten sechs Wochen konnten 30.000 Kinder wegen der anhaltenden Kämpfe in diesem geografischen Gebiet hier nicht mehr zur Schule gehen", sagt Mustapha Ben Messaud, Leiter der UNICEF-Außenstelle in Bentiu.

Die Angriffe wirken sich auch auf die humanitären Hilfen aus. Im vergangenen Jahr gab es eine Hungersnot in Teilen des Bundesstaats Unity, rund 100.000 Menschen hatten nichts zu essen.

Vor allem die Kinder leiden

Euronews-Reporterin Monica Pinna: "Als Folge des Konflikts leiden aktuell über 6 Millionen Menschen im Südsudan unter einer schweren Ernährungsunsicherheit. Zu den ersten Indikatoren gehört die Zahl der unterernährten Kinder. Hier im Krankenhaus von Bentiu gibt es von Woche zu Woche immer mehr von ihnen".

Care-Mitarbeiter Nicholas Chege: "Derzeit haben wir 120 Fälle von schwerer akuter Unterernährung aufgenommen, diese Fälle nehmen von Monat zu Monat zu. Das hängt mit dem Zustrom der Binnenvertriebenen zusammen, die hierher kommen. Wenn diese Kinder nicht untersucht werden, sterben sie".

Viele dieser Mütter kommen aus Leer, einer Region im Süden Unitys, wo derzeit gekämpft wird. 90.000 Menschen leben dort. Die 30-jährige Nyajiel Pech musste mit ihren fünf Kindern sechs Tage laufen. Unterwegs gab es nichts zu essen. Ihr kleiner Sohn ist stark unterernährt:

"Viele Menschen starben, viele flüchteten und gingen in den Busch, sind seitdem verschwunden. Ich habe viele Leichen gesehen, niemand hat sie begraben. Wir rannten weg, als wir das sahen".

Nur zwei Jahre nach der Unabhängigkeit des Südsudans vom Sudan 2011 brach der Bürgerkrieg aus. Der jüngste Staat der Welt rutschte in die Krise, nachdem Präsident Salva Kiir, ein Dinka, seinen Stellvertreter Riek Machar, einen Nuer, entlassen hatte. Seitdem findet der ethnische Konflikt kein Ende.

Sexuelle Gewalt ist weit verbreitet und wird als Kriegswaffe eingesetzt. Das ist das Thema unseres nächsten Aid Zone-Beitrags am 31. Mai.

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