Wie ein 'Löffel in der Unterhose' gegen Zwangsheirat helfen soll

Wie ein 'Löffel in der Unterhose' gegen Zwangsheirat helfen soll
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Von Emma Beswick
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Eine britische Hilfsorganisation rät jungen Frauen, einen Löffel in ihrer Unterwäsche zu verstecken, um Zwangsheirat oder Beschneidung zu entgehen.

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Eine britische Wohltätigkeitsorganisation hat eine "Löffel-im-Slip-Technik" entwickelt, um Frauen zu helfen, die glauben, für eine Zwangsheirat oder weibliche Genitalverstümmelung (FGM) ins Ausland gebracht zu werden.

"Indem Sie einen Löffel in Ihre Unterwäsche stecken, lösen Sie Metalldetektoren am Flughafen aus und werden weg von Ihrer Familie, beiseite genommen. Das gibt Ihnen Zeit, darüber zu sprechen, was vor sich geht", sagte Natasha Rattu, Sprecherin der britischen Menschenrechtsorganisation Karma Nirvana im Gespräch mit euronews.

Rattu sagte, die Organisation habe bereits einer Reihe von Opfern geholfen. Man habe den jungen Mädchen im telefonischen Beratungsdienst zu der Technik geraten.

Für Frauen ab 17 Jahren

Karma Nirvana sieht die Technik als letzten Ausweg. Sie solle aber nur von Mädchen und Frauen verwendet werden, die 17 Jahre oder älter sind.

Bei Mädchen, die jünger sind, kann ein Mitglied aus der Familie mitgehen und sich für sie einsetzen", sagte Rattu. "Wenn ein Familienmitglied entdeckt, dass sie einen Löffel in der Unterwäsche haben, könnte das später Folgen haben."

Warum ein Löffel? Weil es ist kein gefährliches Objekt ist, es ist aus Metall und stellt keine allzu große Sicherheitsbedrohung dar.

"Ein Mädchen hat bei der Telefonhotline berichtet, sie habe einen Stab in ihrer Tasche versteckt, um die Aufmerksamkeit des Sicherheitspersonals zu bekommen. Aber das wirft andere Sicherheitsprobleme auf", erklärte Rattu.

Hochsaison

Die Stiftung warnte davor, dass besonders angesichts der bevorstehenden Schulferien viele junge Frauen für eine Zwangsheirat ins Ausland gebracht werden.

Zu dieser Jahreszeit sei es für Eltern leicht, Kinder unbemerkt ins Ausland zu bringen: "Sie sind haben keinen Unterricht, niemand merkt, wenn sie weg sind", erklärt Rattu.

"Eltern erzählen oft, 'du gehst ins Ausland, um eine kranke Oma zu sehen'. So werden die Opfer ausgetrickst."

Auch Flughäfen haben ihre Rolle bei der Bekämpfung des Problems zu spielen. Karma Nirvana arbeitet mit dem Sicherheitspersonal an mehreren großen Flughäfen zusammen, um das Bewusstsein zu schärfen. Ihnen wird gezeigt, wie sie mit einer Person umgehen sollen, die glaubt, wegen Zwangsheirat oder Beschneidung ins Ausland gebracht zu werden.

Auch Schweden rät zu Löffeln 

Inspiriert von Karma Nirvana wurden auch Flughafenmitarbeiter in Göteborg, Schwedens zweitgrößter Stadt, darin geschult, Frauen zu erkennen, die sich der 'Löffeltechnik' bedienen.

Aktivisten ermutigen andere Städte, dem Beispiel Göteborgs zu folgen und die Löffelinitiative zum Schutz von Mädchen und Frauen zu übernehmen.

Die Wohltätigkeitsorganisation wusste zunächst nicht, ob sie die Techniken an die Öffentlichkeit weitergeben sollte, da es dadurch für die Opfer schwieriger werden könnte, sie einzusetzen.

Rattu hofft, dass die Gruppe das Bewusstsein für Reisen zum Zweck von Zwangsheirat oder Beschneidung schärfen kann. Sie warnt, es sei nach wie vor ein reales Risiko für viele junge Frauen.

"Die Löffelkampagne hat das Thema auf das Radar von Lehrern, Sozialarbeitern und anderen Fachleuten gebracht, die mit Kindern in Kontakt kommen, die am meisten gefährdet sind. Sie müssen mehr über die Zeichen erfahren, nach denen sie Ausschau halten müssen", sagte sie.

"Im Idealfall wollen wir verhindern, dass ein Opfer überhaupt zum Flughafen kommt."

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