Körper-Upgrade: Bis zu 3.500 Deutsche tragen eingepflanzte Mikrochips

Mikrochips von rund 12 mm Länge werden unter die Haut gepflanzt
Mikrochips von rund 12 mm Länge werden unter die Haut gepflanzt Copyright REUTERS/Chip East
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Von Alexandra Leistner
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Für einige mag es sich anhören wie das Skript eines Science-Fiction Films, doch für viele Menschen sind Mikrochips unter der Haut bereits Realität. Sind wir in ein paar Jahrzenten alle gechippt? Wozu werden die Implantate verwendet? Euronews fragt nach.

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Für einige mag es sich anhören wie ein Detail aus einem Science-Fiction-Film, doch für viele Menschen sind Datenchips unter der Haut bereits Realität. In Deutschland wird die Zahl auf zwischen 2.000 und 3.500 Menschen geschätzt.

12 mm groß und 2 mm breit, so groß ist ein NFC-Chip, der sich ins Gewebe zwischen Daumen und Zeigefinger einpflanzen lässt. NFC steht für Near Field Communication (Nahfeldkommunikation), eine kontaklose Übertragungsmöglichkeit von Daten.

Zukunftsmusik ist das nicht mehr, ganz im Gegenteil. Wer interessiert ist, muss nur eine Bestellung im Internet aufgeben und einen Termin beim Piercing-Studio ausmachen.

Körper-Upgrades gibt es ab 59,90 €

Auch die Kosten sind übersichtlich: Auf der Plattform "I am Robot" ist ein Chip für 59,90 € zu haben, im Paket Chip-Implantat und Eingriff kostet das 79,90 €.

"Upgraden" nennt das Sven Becker, der Gründer des Chip-Anbieters "I am Robot".

Wer sind diese Menschen, die sich freiwillig dazu entscheiden, diese Technologie unter der Haut zu tragen und was machen Sie mit den Chip?

Den typischen Kunden gibt es nicht, erklärt Becker: "Das ist völlig quer Beet durch die Gesellschaft und lässt sich weder nach Geschlecht noch nach Interessen teilen".

Am häufigsten wird der Datenchip als Visitenkarte verwendet. Wer die entsprechende App auf seinem Handy hat, kann die Hand scannen und bekommt die Kontaktdaten des Chipträgers. Immer häufiger ersetzen die Chips aber auch Eintrittskarten für Fitness-Studios, Büros oder andere Gebäude.

Zu den skurrileren Verwendungen gehört ein Kunde, der auf seinem Chip sein Testament gespeichert hat - im pdf-Format. Aber auch das Speichern von Daten zu Allergien, Medikamenten oder medizinischer Vorgeschichte ist denkbar.

Rund 70 Prozent der Personen, die einen Chip in seinem Laden kaufen, bestellen auch sogenanntes "Cyborg-Zubehör" dazu. Das können Antennen, Reader aber auch mit der NFC-Technologie kompatible Türschlösser sein.

Taschendiebe sind eine größere Gefahr

Wenn der Körper upgegradet werden kann, kann er dann auch gehackt werden? Die Gefahren schätzt Becker gering ein. Vom Körper wird das Implantat in der Regel gut aufgenommen, auch weil die Kunden mitterweile an Partner-Piercingstudios wenden, um den Chip unter die Haut zu bringen.

Auch der Datenklau sei eher unwahrscheinlich, denn die wenigsten nützten den Chip bisher, um sensible Daten zu speichern. Dazu müsste man erst mal wissen, dass eine Person einen Chip eingesetzt hat und dann sei die Ausbeute bei einem Hack gering, meint Becker, "da sollte man besser auf seinen Geldbeutel oder sein Handy achten".

Er selbst nutzt seinen Chip, den er sich 2015 - bevor er mit dem Online-Handel begann - eingesetzt hat, als Visitenkarte. Wer das auslese, bekomme keine Informationen, die man nicht auch im Internet finden könne.

Was die Technologie angeht, stammen die Chips aus Europa, das Glas der Kapsel aus Deutschland und zusammengesetzt wird das Implantat in Südkorea.

Sind wir in der Zukunft alle gechippt?

Die Vorstellung, dass fast alle Menschen mit einem Chip in der Hand rumlaufen und es zu einem gesellschaftlichen Druck kommt wie etwa mit Smartphones, findet Becker "gruselig", aber er hält diese Vision auch für unwahrscheinlich. Seiner Meinung nach wird es immer optional bleiben, einen Chip zu tragen. Denn auch Armbänder erfüllen dieselben Funktionen.

Auch die Infrastruktur in Deutschland ist eine große Hürde, sie "muss sich wahnsinnig veändern". Der Unternehmer vergleicht das mit dem kontaklosen Bezahlen mit EC- und Kreditkarten, das bisher kaum genutzt wird. Viele Karten sind mit der Technologie noch nicht ausgestattet, während es in Frankreich und Großbritannien gut angenommen wurde und kaum noch wegzudenken ist.

Auch die NFC-Technologie sei noch lange nicht massentauglich. Sollte man in der Zukunft mit den Chips bezahlen können, sei vorstellbar, dass mehr Leute sich für ein Körper-Upgrade entscheiden.

Generell bleibe der Chip aber wohl ein "Zusatzfeature".

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