"Aquarius": Italiens harter Flüchtlingskurs spaltet

"Aquarius": Italiens harter Flüchtlingskurs spaltet
Von Jule ScharrAnelise Borges mit dpa, reuters
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Nach der Sperrung der italienischen Häfen für das Rettungsschiff "Aquarius" erntet Italiens neue Regierung viel Kritik – aber auch Lob von Viktor Orban aus Ungarn.

Der harte Kurs der neuen italienischen Regierung in der Flüchtlingsfrage sorgt für viel Kritik. Das Rettungsschiff „Aquarius“ muss ins 1500 Kilometer entfernte Spanien ausweichen.

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Die „Aquarius“ ist auf dem Weg nach Valencia. Spanien hat sich bereiterklärt, die rund 630 Flüchtlinge aufzunehmen. Italien und Malta hatten das verweigert. Nach Tagen der Ungewissheit sind die Menschen an Bord erleichtert. Unter ihnen mehrere schwangere Frauen, unbegleitete Jugendliche und Kinder.

„Möge Gott Spanien segnen und alle andere Länder in Europa. Danke“, sagt ein junger Mann.

Begleitet wird die „Aquarius“ von zwei Schiffen der italienischen Küstenwache. Um die Seenotretter zu entlasten, haben sie mehrere Hundert Migranten an Bord genommen.

Mehrere Tage wird die Reise bis Spanien dauern. Bei schlechtem Wetter auch länger, erklärt Nicola Estalla von der Hilfsorganisation SOS Méditerranée. Sie betreibt die „Aquarius“.

„Wir werden noch mindestens dreieinhalb Tage unterwegs sein. So lange dauert die Fahrt bei guten Wetterbedingungen. Aber wir stellen uns auf starken Westwind ein. Und dann werden wir unsere Geschwindigkeit verringern müssen“, so Estalla.

Wie es für die Menschen in Spanien weitergeht, ist noch völlig offen. Derweil streiten sich Italiener und Malteser weiter, wer die Flüchtlinge eigentlich hätte aufnehmen müssen. Das Dublin-Abkommen sieht Italien in der Pflicht. Rom meint, Malta liege geographisch näher an der Rettungszone vor Libyen – und trage damit die Verantwortung.

Klar ist: Italiens neue Regierung will bei der Bewältigung der Flüchtlingsströme nicht mehr alleingelassen werden – und sendet mit der Sperrung der Häfen ein drastisches Signal an die EU.

„Unverantwortlich“ und „zynisch“, kritisiert die französische Regierung. Lob für den harten Flüchtlingskurs bekam Rom aus Ungarn. Die EU-Kommission hat angekündigt, künftig mehr Geld für Migration und Grenzschutz auszugeben. Den Streit um die Flüchtlingsverteilung löst das nicht.

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