Airbus-Chef Enders warnt britische Regierung vor "hartem Brexit"

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Konzern-Chef Tom Enders hat die britische Regierung mit drastischen Worten davor gewarnt, die EU ohne ein Abkommen zu verlassen. “Die Zertifizierung für Tausende Teile würde wegfallen”, sagte Enders. “Das könnte am Ende zu einem Stillstand unserer Produktion führen.”

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Stillstand in den Airbus-Werken, gestrandete Flugzeuge auf dem Rollfeld - der europäische Flugzeugbauer Airbus malt ein Schreckensszenario für die Zeit nach dem Brexit an die Wand.

Konzern-Chef Tom Enders warnte die britische Regierung mit drastischen Worten davor, die EU ohne ein Abkommen zu verlassen. “Die Zertifizierung für Tausende Teile würde wegfallen, die heute Teil unserer Wertschöpfungskette und Teil unserer Flugzeuge sind”, sagte Enders. “Das könnte eine sehr beunruhigende Situation für uns sein und am Ende zu einem Stillstand unserer Produktion führen.” Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) nimmt als EU-Behörde Flugzeuge und Bauteile ab. Airbus baut in Großbritannien die Flügel für seine Passagiermaschinen.

Enders kritisierte, die Regierung von Premierministerin Theresa May habe “keine Ahnung oder zumindest keinen Konsens darüber, wie sie den Brexit ohne größeren Schaden umsetzen kann”. Airbus sei es den Aktionären schuldig, sich dazu zu Wort zu melden. Der Austritt Großbritanniens soll in neun Monaten vollzogen werden.

KONZERNE BEUNRUHIGT

Der Ruf europäischer Konzerne nach einem geregelten Ausstieg Großbritanniens aus der EU wird immer lauter. Zuletzt hatten sich die Autobauer BMW und Jaguar Land Rover zu Wort gemeldet. Der Chef der Airbus-Produktionssparte, Guillaume Faury, sagte, ein “harter Brexit” gefährde auch den laufenden Flugverkehr. Airbus könne dann keine Ersatzteile während des Betriebes einbauen, so dass Flugzeuge am Boden bleiben müssten. Der Konzern versuche, vor dem Brexit einen Teilevorrat für drei Monate aufzubauen, doch die Zulieferer kämen mit der Produktion oft nicht hinterher.

Ärger mit dem Triebwerks-Lieferanten Pratt & Whitney hatte die Auslieferung von Airbus A320neo-Flugzeugen Anfang des Jahres über Monate behindert. Ende Juni standen laut Faury immer noch 86 Fugzeuge ohne Triebwerke auf Halde. Die Zahl sinke aber. Im zweiten Halbjahr werde Airbus mehr Maschinen der Neo-Baureihe mit den neuen Motoren ausliefern als vom herkömmlichen A320.

Für die künftige Nachfrage nach Flugzeugen wächst bei Airbus der Optimismus. In den nächsten 20 Jahren würden weltweit knapp 37.400 neue Passagier- und Frachtmaschinen im Wert von rund 5,8 Billionen Dollar gebraucht, erklärte der deutsch-französische Flugzeugbauer. Vor einem Jahr hatte Airbus den Bedarf noch auf 34.900 geschätzt. Bis 2037 werde sich die weltweite Flotte von Passagierflugzeugen damit auf über 48.000 mehr als verdoppeln.

"DANK PUTIN UND TRUMP": "FREIER FALL GESTOPPT”

Auch für das umkämpfte Rüstungsgeschäft zeigt Airbus-Chef Enders wieder mehr Zuversicht. Die Rüstungsausgaben in Europa stiegen wieder. “Der freie Fall, den wir bis vor kurzem hatten, ist gestoppt - dank Herrn Putin und auch ein wenig dank Herrn Trump”, sagte der deutsche Manager in Anspielung auf die russische Annexion der Krim und den Ruf des US-Präsidenten nach mehr Rüstungsausgaben seiner Nato-Partner. Rüstungs-Vorstand Dirk Hoke sagte, Airbus dürfe noch in diesem Jahr auf die erste Bestellung des Militärtransporters A400M hoffen, die nicht aus einem der sieben Erstkunden-Staaten komme.

su mit Reuters

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