Luzerner Kirchturm spielt Klingeltöne ab

Luzerner Kirchturm spielt Klingeltöne ab
Von Jule Scharr
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Eingehender Anruf von... der Luzerner Peterskapelle.

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Handyklingelton statt Kirchenglocken: Ein Kunstprojekt sorgt rund um die Peterskapelle in Luzern für amüsierte bis irritierte Blicke.

Zwei Wochen lang wird die berühmte iPhone-Melodie durch die Luzerner Innenstadt hallen. Die eigentlichen Kirchenglocken schweigen seit Wochen wegen Renovierungsarbeiten.

Läutende Handys gehören zum Alltag mitterweile dazu. Doch wenn die Töne plötzlich von oben herab erklingeln, bleiben nicht wenige Fußgänger mit großen Augen stehen. “Gott ruft an“, sagt eine Touristin aus den USA.

Das Handy als Religionsersatz?

Das Projekt soll nicht nur in der Schweiz zum Nachdenken anregen. Zeigen, wie abhängig wir von moderner Technik sind. Zwei Kunststudentinnen aus Luzern haben sich die Installation ausgedacht.

„Heute vertrauen wir dem Handy alles an. Wir kommunizieren mit ihm, wenn wir allein sind. Wir fragen es um Rat. Alles Aufgaben, die eigentlich den Göttern zugesprochen werden“, erklärt die Studentin Klarissa Flückiger.

"Früher strukturierten die Kirchenglocken den Tag"

Die Idee kommt auch bei der katholischen Kirche in Luzern gut an. Florian Flohr betreut das Projekt. Er sagt: „Früher war die Glocke das, was den Tag strukturiert hat. Morgens Arbeitsanfang, mittags Pause und auch abends, wenn man fertig war, war die Glocke bestimmend. Und was bestimmt heute meinen Alltag? Der zehnminütige oder zweiminütige Blick aufs Handy.“

Eines haben die Künstlerinnen schon einmal erreicht: Die Passanten in Luzern dürften bis Ende Juli ihre Blicke nicht selten vom Bildschirm abwenden und auf den Kirchturm richten.

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