David Missal recherchierte über Menschenrechte.
Ein deutscher Journalismus-Student ist aus China ausgewiesen worden. Grund ist sein Filmprojekt über die Verfolgung von Menschenrechtsanwälten. David Missal musste am Sonntag ausreisen. Der 24-Jährige sagte, seine Aufenthaltserlaubnis sei verkürzt und ihm sei ein neues Visum für das nächste Semester verweigert worden. Er hatte zehn Tage Zeit, um das Land zu verlassen.
David Missal berichtete weiterhin, die Behörden hätten ihre Entscheidung damit begründet, dass seine Aktivitäten nicht von seinem Studentenvisum gedeckt waren. Auf Nachfrage, was damit gemeint sei, sollen die Beamten geantwortet haben: "Das weißt du schon selbst."
Recherche über Menschenrechte
Der DAAD-Stipendiat, der an der Pekinger Tsinghua Universität das erste Jahr eines Master-Studiengangs für Journalismus absolviert hat, geht davon aus, dass die Ausweisung mit einem Filmprojekt zusammenhängt: Er filmte und interviewte Anwälte und Angehörige. Unter anderem begleitete er Li Wenzu, die Frau des inhaftierten Menschenrechtsanwalts Wang Quanzhang. Sie war im April zu einem 100-Kilometer-Marsch aufgebrochen, um auf das Schicksal ihres Mannes aufmerksam zu machen. Bald darauf wurde sie von Polizisten gestoppt und faktisch unter Hausarrest gestellt.
Er sei auch im Rahmen seiner Recherchen festgehalten und verhört worden, sagte Missal. In der zentralchinesischen Stadt Wuhan, wo er mit dem Anwalt des Aktivisten Qin Yongmin sprach, hätten ihn Polizisten mit auf die Wache genommen und aufgefordert, zurück nach Peking zu fahren.
Keine Pressefreiheit in China
In China gibt es für ausländische Journalisten viele Vorgaben: Nur wer über ein Journalisten-Visum und Arbeitserlaubnis verfügt, darf berichten. Missal war nicht als Journalist registriert, habe aber die Erlaubnis seines Professors für das Projekt erhalten. Erst später habe die Universität Bedenken angemeldet. Die Hochschule war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Der Osnabrücker, der bereits einen Abschluss in China-Studien hat, betrachtete das Journalismus-Studium in Peking stets "auch als ein Experiment". Ihm sei bewusst gewesen, wie schlecht es um die Pressefreiheit in der Volksrepublik stehe: "Es ist aber nochmal etwas anderes, wenn man es am eigenen Körper erlebt", sagte Missal. "Man hofft, dass es zumindest an den Universitäten mehr Freiheiten gibt. Dem ist aber nicht so."
China gehört der Organisation Reporter ohne Grenzen zufolge zu den Ländern mit den meisten inhaftierten Journalisten und Bloggern. In der Rangliste zur globalen Pressefreiheit liegt das Land auf Platz 176.