Delfter Blau auf der Homo-Faber-Ausstellung in Venedig

Delfter Blau auf der Homo-Faber-Ausstellung in Venedig
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Von Sabine Sans
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Die Genfer Michelangelo-Foundation zeigt europäische Handwerkskunst.

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Europäische Handwerkskunst steht im Mittelpunkt der Homo-Faber-Ausstellung in der zweiten Septemberhälfte in Venedig. Die Genfer Michelangelo Foundation engagiert sich für außergewöhnlichen Spezialisten und fast vergessene Künste. "Homo Faber" ist ein Begriff, der zur Zeit der Renaissance entstanden ist, und für die "unerschöpfliche Kreativität der Menschheit" steht, sagte Michelangelo-Foundation-Mitbegründer Johann Rupert in einem Interview.

Aus einer traditionellen Werkstatt in den Niederlanden kommt ein Stück für die Ausstellung. In einer der letzten Werkstätten in den Niederlanden, in der noch immer traditionelle Delfter Blaukeramik hergestellt wird, besuchen wir eine Porzellanmalerin.

Bereits als kleines Mädchen träumte Wilma Plaisier davon, Delfter Blau zu erschaffen. Sie begann vor 17 Jahren und ist heute eine der letzten Porzellanmalerinnen, die dieses traditionelle Handwerk ausüben. Ursprünglich von chinesischem Porzellan inspiriert, wurden diese holländischen Keramiken schnell unter dem Namen "Delfter Blau" populär.

"Die Farbe, die wir verwenden, enthält Kobaltoxid, und Kobaltoxid in seiner ursprünglichen Form - so wie man das Element im Boden findet - ist schwarz. Erst im Brennofen bei ungefähr 1200 Grad Celsius wird die Farbe blau", so Wilma Plaisir.

Die Keramiken sind komplett handgefertigt. Die Designs bestehen ausschließlich aus Blautönen verschiedener Schattierungen.

Traditionelles Handwerk mit modernem Design zu verbinden - das war das Ziel der Zusammenarbeit zwischen dem niederländischen Produktdesigner Marcel Wanders und der Porzellanmalerin:

"Als ich mit Marcel an diesem Stück arbeitete, hat er die verschiedenen Teile des Projekts von Hand geformt. Ich hatte jedes einzelne Stück auf meinem Tisch und jedes Teil war anders. Man schaut sich die Einzelteile an und überlegt, wo kann ich etwas akzentuieren. Oder wo kann ich mein Design mit den Linien fließen lassen, mit der Form, die er bereits mit dem Ton geschaffen hatte."

Kühne Entwürfe

Wir trafen den Designer in Amsterdam, kurz, nachdem er das Kunstwerk in seinem Atelier fertiggestellt hatte. Im September wird es auf der Homo-Faber-Ausstellung der Genfer Michelangelo Foundation in Venedig zu sehen sein.

Marcel Wanders ist bekannt für seine kühnen Entwürfe, die auf diesem traditionellen Handwerk basieren: "Wenn ich mit Delfter Blau arbeite, lasse ich etwa sehr Rohes mit einfließen, neben einigen sehr leichten und schönen Elementen. Ich finde es gut, wenn sich diese rohe Energie mit der klassischen Raffinesse trifft und beide verschmelzen, wie man an diesem Werk sehen kann."

Herausgekommen ist ein "Ein-Minuten-Stück" - eine Arbeitsweise, für die Marcel Wanders bekannt wurde - er formte die einzelnen Teile in nur einer Minute.

"Delfter Blau ist für mich sehr wichtig, weil es nationales Kulturgut ist. Es ist meine Identität. Es sind meine Onkel, meine Tanten, die es seit Hunderten von Jahren geschaffen haben. Meine Mutter hatte Delfter Blau und natürlich mochte es niemand, aber ich mochte es. Es ist also meine Kultur, die ich aufgreifen kann.", so Marcel Wanders.

Bewundern kann man die Porzellanfigur in der zweiten Septemberhälfte auf der Homo-Faber Ausstellung in Venedig.

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Das Homo-Faber-Festival wird von der Genfer "Michelangelo Foundation for Creativity and Craftsmanship" präsentiert und vom 14. bis 30. September 2018 in der Fondazione Giorgio Cini auf der venetianischen Insel San Giorgio Maggiore stattfinden._

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