Wie griechische Unternehmer die Krise erlebt haben

Schriftzug: Athens Chamber of Commerce & Industry
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Von Foteini Doulgkeri & Leo Eder
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Die Finanzkrise Griechenlands hatte nicht nur ihre schlechten Seiten: Durch niedrige Arbeitslöhne konnten Firmen sogar wachsen. Doch in manchen Branchen verloren Hunderttausende ihre Jobs.

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Kleine mittelständische Unternehmen, das Rückgrat der griechischen Wirtschaft, traf es besonders während der Jahre des Memorandums.

Das Grundproblem war der Rückgang der Kaufkraft der Kunden wegen gesunkener Einkommen im öffentlichen und privaten Sektor.

Besonders schwer traf es die Baubranche

Die Baubranche schrumpfte erheblich: Von 2008 bis 2014 verloren über 150.000 Beschäftigte ihre Jobs.

Christos Lousis arbeitet im Glasbau. Die letzten Jahre waren schwer für ihn. Seiner Einschätzung zufolge kostete ihn die Krise 1,5 Millionen Euro: "2012 befand ich mich in der schwierigen Position, dass ich 22 Leute entlassen musste - von 26, die ich vor dem Memorandum hatte. Man wird verstehen, dass nicht nur ich, sondern auch andere Unternehmer, die das gleiche taten, dass wir uns in dem Moment nicht selbst umbrachten, weil uns irgendetwas zurückhielt, ich denke, es waren unsere Kinder."

Trotz der Schwierigkeiten versuchte er, das Geschäft weiterzuentwickeln, aber die Kunden konnten seine Produkte nicht kaufen, meint er, und die Banken gaben ihm keine Kredite, die ihm beim Export hätten helfen könnten.

"Ich stehe noch immer nicht auf eigenen Füßen, ich überlebe nur im Rahmen der Möglichkeiten, weil ich zwei Kinder habe, die ernährt werden müssen", so Lousis.

Neugründungen trotz Krise

Dennoch wurden während der Krise auch Unternehmen gegründet. So wie das von Nikos Kouris, im Zentrum Athens, das den Export griechischer Güter mit Gastronomie verbindet. Er begann mit dem Unternehmen online und eröffnete das erste Geschäft 2016. Der Laden, in dem traditionelle griechische Produkte zu kaufen sind, zieht viele Touristen an. Mit einem Geschäft in Rhode Island hat er sogar in die USA expandiert und plant dort für 2019 zwei weitere.

Kouris sieht die Situation für Unternehmer nicht nur negativ: "Wir stehen die ganzen Schwierigkeiten durch, innerhalb eines sehr strikten Rahmens für Steuer- und Wertpapierabgaben, aber auf der anderen Seite profitieren wir von den Vorteilen der Krise, wie der geringeren Lohnkosten. Für uns wäre es wichtig zu sehen, dass die Regierung etwas gegen die Arbeitslosigkeit unternimmt, damit die Familien ein Einkommen haben und das Einkommen auf dem Markt ausgegeben wird. Es wäre sehr wichtig, die Finanzierungsquellen aktiv freizugeben und darüber hinaus gibt es ernsthafte Bemühungen von Unternehmen, vom Staat, von den Banken etc. unterstützt zu werden."

Positives Signal für ausländische Investoren

Was die Unternehmer immer wollten, ist Stabilität, die die ideale Umgebung für Investitionen darstellt.

Der Präsident der Industrie- und Handelskammer Athen, Kostas Michalos, will ausländische Investoren ins Land holen: "Vereinfachung der Prozesse, Abbau der Bürokratie, Änderungen im Steuersystem, und natürlich müssen wir schneller sein mit der Privatisierung, um den Investoren ein positives Signal zu geben und sie dazu zu ermuntern, hierherzukommen und in Griechenland zu investieren. Wenn Besonnenheit, Einigkeit und Zusammenarbeit nicht vorherrschen, fürchte ich, dass das Land einen Schritt vor und drei zurück macht."

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