Hat jemand an der Uhr gedreht? EU will Zeitumstellung abschaffen

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Von Sabine Sans mit dpa
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Stimmen EU-Parlament und EU-Staaten zu, könnte die Zeitumstellung bereits 2020 passé sein.

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Die EU-Kommission will auf die Sommerzeit-Müdigkeit der Bürger reagieren: Nach dem deutlichen Ergebnis einer Umfrage zur Zeitumstellung arbeitet die Brüsseler Behörde jetzt an einem Gesetzesvorschlag zur Abschaffung des Wechsels zwischen Sommer- und Winterzeit. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sagte im ZDF-Morgenmagazin:

"Das wird so gemacht. Das macht ja keinen Sinn, Menschen zu fragen, was sie denken, und wenn sie ihre Meinung gesagt haben, egal ob sie einem passt oder nicht, dass man dann so tut, als ob sie nichts zu Protokoll gegeben hätten. Die Menschen wollen das, wir machen das."

Bei einer im Frühjahr in Auftrag gegebenen Online-Umfrage hatten 84 Prozent für das Ende der Zeitumstellung gestimmt. Von den 4,6 Millionen Teilnehmern kamen rund drei Millionen aus Deutschland. Insgesamt zwar eine Rekordbeteiligung, aber immer noch weniger als 1 Prozent der EU-Bürger.

Beifall aus dem EU-Parlament

Bisher hatte die Kommission zwar stets betont, das Votum der Online-Umfrage sei weder bindend noch repräsentativ. Aber aus dem Europa-Parlament kommt bereits lautstarke Unterstützung: "Ich bin begeistert. Die EU-Kommission reagiert auf das eindeutige Votum der Online-Befragung", sagte Zeitumstellungsgegner Peter Liese von der CDU. Und Grünen-Politiker Martin Häusling konstatierte: "Die Uhrumstellung hat keine Vorteile gebracht, sie ist einfach nur lästig. Jeder, der Tiere oder Kinder hat, weiß, wie viel Ärger die zweimalige Zeitverschiebung mit sich bringt."

Wenn EU-Parlament und EU-Staaten dem Gesetzesvorschlag zustimmen, könnte die Entscheidung schon im kommenden Jahr fallen - und die Zeitumstellung 2020 oder 2021 passé sein. Anschließend könnte jedes Land für sich entscheiden, ob es dauerhaft die Sommer- oder Winterzeit einführen will, das ist eine nationale Angelegenheit.

Liebe Gewohnheit?

In Deutschland gibt es die Sommerzeit seit 1980. Seit 1996 stellen die Menschen in allen EU-Ländern die Uhren am letzten Sonntag im März eine Stunde vor und am letzten Oktober-Sonntag wieder eine Stunde zurück. Eigentlich soll das Tageslicht besser genutzt und dadurch Energie gespart werden. Der tatsächliche Nutzen ist umstritten. Viele Menschen klagen zudem über gesundheitliche Probleme.

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