Seeleute wollen nicht länger verzichten: Erster Streik seit Griechen-Rettung

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Von su mit dpa
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Ein Streik der griechischen Seeleute hat den Fährverkehr in der Ägäis und im Ionischen Meer weitgehend lahmgelegt. Die Seeleute wollen während der Sparmaßnahmen der vergangenen acht Jahre auferlegte Lohnkürzungen wettmachen

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Ein 24-stündiger Streik der griechischen Seeleute hat den Fährverkehr in der Ägäis und im Ionischen Meer weitgehend lahmgelegt. Laut Hafenpolizei lief keine der größeren Fähren aus. Lediglich einige kleinere Schiffe fuhren, die zwischen den Inseln pendeln. Anfang September machen noch viele Touristen Urlaub in Griechenland. Zudem wollen zehntausende Touristen vor allem einheimische, aus ihrem Urlaub auf den Inseln zurück in die Ballungszentren.

Philip Twaits, Tourist aus Großbritannien:

„Wir sind letzte Nacht nach Athen geflogen, sind mit dem Bus nach Piräus gefahren ... und dann: keine Fähre! Wie zuhause in England - da haben wir Zugstreiks, ihr habt die Fährenstrreiks."

Die Seeleute fordern Lohnerhöhungen von mindestens fünf Prozent, so ihre Gewerkschaft. Die Reedereien seien bereit, ein Prozent mehr Lohn ab sofort und ein weiteres Prozent vom 1. Januar 2019 an zu geben, laut Reeder-Verband. Das lehnte die Gewerkschaft ab – inzwischen wurde der Ausstand bis Mittwochmorgen um 06.00 Uhr Ortszeit (05.00 MESZ) verlängert.

Die Seeleute wollen während der Sparmaßnahmen der vergangenen acht Jahre auferlegte Lohnkürzungen wettmachen. In den vergangenen Jahren seien die Profite ihre Arbeitgeber gestiegen, argumentieren sie, sie seien in der Lage, sie für ihre Opfer während der Krise zu entschädigen.

Lefteris Saridakis, Gewerkschaft der Seeleute:

"Für den Seemann mit Durchschnittsgehalt fordern wir eine Gehaltserhöhung von ca. 80 Euro/Monat, 5% mehr. Unsere Arbeitgeber wollen nicht und bieten nur das Minimum an. Man muss dazu wissen, dass Seeleute nicht 12 Monate im Jahr durcharbeiten, sie arbeiten nur 5-7 Monate im Jahr. Also geht es bei der Gehaltserhöhung eigentlich nur um die Hälfte.

Michalis Arampatzoglou,Euronews:

"Dies ist der erste Streik, seit Griechenland das Rettungsprogramm verlassen hat. Die Seeleute sind bereit, weiter zu protestieren, wenn sie ihren Forderungen nicht durchkriegen."

"WIR HABEN DER GRIECHISCHEN BEVÖLKERUNG ZU VIEL ABVERLANGT"

Der frühere Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem findet die Spar- und Reformauflagen bei der Rettung Griechenlands im Rückblick überzogen. „Bei den Reformen haben wir sehr viel verlangt von der griechischen Bevölkerung, zu viel“, so Dijsselbloem im niederländischen Fernsehen.

Das hoch verschuldete Land hat von seinen Euro-Partnern und vom Internationalen Währungsfonds seit 2010 insgesamt 288 Milliarden Euro an Hilfen bekommen, um eine Staatspleite abzuwenden. Im Gegenzug musste Griechenland Spar- und Reformauflagen umsetzen, die immer wieder zu heftigen Protesten führten. Renten wurden gekürzt, die staatlichen Löhne und der private Mindestlohn gesenkt, die Zahl der Staatsbediensteten reduziert, und die Sozialleistungen gekürzt.

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