"Ich habe Hass in mir" - Leben im verbrannten Mati bei Athen

"Ich habe Hass in mir" - Leben im verbrannten Mati bei Athen
Copyright 
Von Fay Doulgkeri, su
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

94 Menschen starben am 23. Juli im Feuer-Inferno von Mati, eine Autostunde vom Zentrum der griechischen Hauptstadt entfernt. Entgegen ärztlichem Rat kommen die Überlebenden immer wieder zu den schwarzen Höhlenhäusern - sie wollen, dass Mati weiterlebt

WERBUNG

94 Menschen starben im Feuer-Inferno von Mati, an einem hochsommerlichen Montagabend, am 23. Juli. Katastrophenforscher der Universität Leuven in Belgien sprechen vom "tödlichsten Großfeuer" in Europa seit mehr als 100 Jahren. Besuch in einer Geisterstadt.

Kostas Botsos aus Mati:

"Ich komme jeden Tag hierher, ich bleibe im Lager der Luftwaffe, aber ich versuche, mich irgendwie zu organisieren, zu tun, was ich kann. Eine wunderschöne Gegend mit viel Grün in der Nähe von Athen ist zerstört. Ich habe Hass in mir. Gegen jeden. Weil sie uns nicht geholfen haben. Fast 100 Menschen sind grundlos verbrannt."

Hunderte schwarze Höhlenhäuser gibt es an der „Silberküste“, eine Autostunde vom Athener Zentrum entfernt, mit verrußten Terrassen, geschmolzenen Jalousien, die Gärten Haufen von Asche.

.

Despoina Deka aus Mati:

"Wir warten auf das "ok" vom Staat, um mit dem Wiederaufbau zu beginnen. Wenn kein Geld kommt, bin ich bereit mir was zu leihen, Kredite aufzunehmen. Ich muss das Haus abdecken, damit kein Wasser reinkann. Ich lebe einige Tage hier, einige Tage bei meinem Neffen, einige Tage im Haus meiner Kinder. Ich versuche eine Wohnung zu mieten, aber alles ist sehr teuer, es gibt nichts. Wir wollen, dass unsere Stadt wieder aufgebaut wird, wir wollen, dass Mati wieder atmen kann, wir haben unsere Stadt immer geliebt und lieben sie immer noch".

Fragen über Fragen, auch 6 Wochen nach der Katastrophe: Warum fiel der Strom schon nach wenigen Minuten aus und die Wasserpumpen, auch an Hydranten, warum konnte die Feuerwehr nicht mit den Helikopter-Piloten kommunizieren? Schickte die Verkehrspolizei Menschen in Richtung Feuer? Katastrophenalarm gab es nicht, ein geplantes SMS-Warnsystem war nicht in Betrieb.

.

.

.

.

.

.

.

.

Christina Anthimopoulou aus dem Nachbarort Kokkino Limanaki:

"Das Leben ist jetzt merkwürdig, hässlich, schwierig. Das durchzustehen ist nicht einfach. Einfach ist es nicht, das alles überhaupt zu glauben. Du kannst nicht glauben, dass wir am Morgen noch mit den anderen zusammen waren und ein paar Stunden später haben wir sie verloren und werden sie nie wieder sehen. Sie werden nicht zurückkommen. Wir haben Bitterkeit in uns und ein großes Warum. Warum hat uns nie jemand aufgefordert, zu gehen ... und keiner kommt, um die Häuser zu reinigen, die verbrannt und mit Asbest verseucht sind, was sehr gefährlich ist für unsere Gesundheit ist. Ich kann nicht von hier weg. Ich kann nirgendwo anders hin. Ich habe nichts anderes.“

WERBUNG

Die Bewohner von Mati haben Griechenlands Ministerpräsidenten persönlich in einen Brief gebeten, die Gesundheits-Maßnahmen zu beschleunigen und sofort mit der Wiederherstellung ihrer Häuser zu beginnen.

Fay Doulgkeri, Euronews:

„Ärzte haben den Bewohnern der Gegend empfohlen, mindestens zwei Monate lang nicht in ihre Häuser zurückzukehren, bis die Luft wieder rein ist. Aber einige sagen, dass sie nicht wegbleiben können. Entweder leben sie hier oder kommen jeden Tag, um ihre Häuser aufzuräumen und Dinge zu reparieren. Jeder hier sagt, dass das Leben hier weitergehen soll.“

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Tsipras besucht Katastrophengebiet

Mati: Video dokumentiert Flucht ins Mittelmeer

Griechenland: Schuldzuweisungen nach Feuerkatastrophe im Badeort Mati